Das Wiener Electronic-Duo HVOB präsentiert sich auf seinem vierten Album gewohnt treffsicher im Grenzbereich von House und Artverwandtem.
Nach dem letzten, gemeinsam mit Winston Marshall von Mumford & Sons aufgenommenen Album »Silk«, das sich mit knapp einer halben Stunde Spieldauer eher auf der knackigen Seite befand, legt das Wiener Duo HVOB nun ein Doppelalbum namens »Rocco« vor. Erschienen die bisherigen Alben noch bei Oliver Koletzkis Label Stil vor Talent (»HVOB« und »Trialog«) bzw. beim bandeigenen Tragen Records (»Silk«), wird Album Nummer vier nun auf dem renommierten belgisch-englischen Label PIAS veröffentlicht, wo u. a. auch Soap & Skin zu Hause ist.
Von fragil bis funktional
Am Grundrezept haben Anna Müller und Paul Wallner nur minimal geschraubt, denn die Formel – satter, gerader Beat, wenn vonnöten; aber im Gesamten meist ruhig, Layer für Layer schichtend und von Müllers Stimme getragen, mit fragilen Piano-Parts angereichert – funktioniert nach wie vor. Auf der Bühne entfaltet sich der HVOB-Sound seit jeher mit voller Wirkung und auch genau dorthin schielen die 13 Tracks von »Rocco«. Funktional, oft treibend und sich voll einfügend in den bisherigen Katalog des Duos.
Auf dem sowohl als Doppel-CD als auch als Doppelvinyl erscheinenden Album sind die Leuchtturmtracks schnell ausgemacht. Wie etwa die Vorabsingle »2nd World«. Sie besitzt genug Pop-Appeal fürs Radio, ohne platt zu wirken. Oder »Butter«, in dem das Wiener Duo von zart bis (sehr) hart einen Querschnitt der Schaffensbandbreite aufbietet. Bei »Zinc« wird’s erstmals seit Längerem wieder etwas grobkörniger und rauer – gut so. Und »Shinichi« ist der ruhige, sanft abdriftende Sundowner-Track. Das alles und die Bits dazwischen vereinen auf über 80 Minuten ziemlich gut, was sich HVOB die letzten Jahre über aufgebaut und erarbeitet haben: zugängliche Clubmusik mit Charakter, die sich im Liveset wohl noch um eine Stufe steigern wird.
»Rocco« von HVOB ist am 15. März 2019 bei PIAS Recordings erschienen. Die Band ist demnächst auch live zu sehen: 4. April, Linz, Posthof — 27. April, Graz, Orpheum — 29. Juni, Wien, Arena Open Air.