Für diese Bilder- und Porträtstrecke unseres Foto-Specials in The Gap 190 begaben wir uns auf ganz schön dünnes Eis, denn was bedeutet schon »etabliert« und wer will sich in Zeiten der allumfassenden Professionalisierung noch als Newcomer*in oder Hidden Talent bezeichnen lassen? Der Workaround: Die Definition von Newcomer*in als Person, der bisher wenig mediale Aufmerksamkeit – quasi die Währung des 21. Jahrhundert, gleich nach Geld – zuteilwurde. Die Definition der etablierten Fotograf*innen? Na ja, exakt das Gegenteil. So gewinnen wir Einblick in den Geschmack, die Vorlieben und Ratschläge von vier professionellen Fotomenschen und präsentieren die Werke jener Hidden Talents, von denen die Profis der Stunde angetan sind. Ob professionelle Avancen oder Hobby-Ablichter*in, auf das Werk dieser Fototalente lohnt es sich ein Auge zu haben.
Margarita Keller
nominiert von Anna Breit
Die Fotografie ist für Margarita Keller Beruf, Antwort, große Liebe und Kampf. Die 27-jährige Ukrainerin, die in ihrer Freizeit gerne Kartoffeln am Land ausgräbt, lebt in Wien und Graz und studierte Dokumentarfotografie an der Docdocdoc-Schule in St. Petersburg. Der Kontakt zu Anna Breit kam durch eine Kampagne des Wiener Modelabels Miyagi auf Instagram zustande. Kellers Profil hatte offenbar starke Wirkung auf die erfahrene Fotografin: »Ich bin keine Kunsthistorikerin, insofern beurteile ich Fotos meist nur nach einem Gefühl. Und Margaritas Arbeiten berührten mich«, so Breit. In Margaritas Kunst- und Forschungsarbeiten geht es vor allem um die zerbrechliche Verbindung zwischen Mensch und Natur, Sterblichkeit und Ursprung sowie um die Bedeutung von Heimat und Zugehörigkeit. Auch sie arbeitet hauptsächlich mit analogen Kameras, seit sie mit einer alten Minolta ihre ersten Schritte gemacht hat. Trotz des abgeschlossenen Studiums der Dokumentarfotografie lernt Margarita am liebsten nach wie vor by doing – auch durch die Kooperation mit immer neuen Menschen.
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