Ohne Bus, Bahn und Bim wären viele Wiener wohl aufgeschmissen. Doch Öffifahren ist nicht nur nützlich, sondern auch als Gesamterlebnis nicht zu unterschätzen. Eine Auswahl der tollsten Strecken, auf denen man Wien am besten entdecken kann, gibt es hier. Nein, wir wurden dafür nicht bezahlt.
Fünf U-Bahn-, 29 Straßenbahn- und 127 Buslinien haben 2015 in Wien insgesamt 939 Millionen Fahrgäste transportiert. Viele von ihnen wollten wohl nur von einem Ort zum anderen –so schnell wie möglich versteht sich. Die Benutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel ist dabei rein zweckgerichtet. Doch unter der knappen Milliarde an Fahrgästen gibt es sicherlich auch Vertreter der etwas anderen Öffinutzer: die Genussfahrer. Egal ob mit Stress im Nacken oder beim entspannten Sightseeing-fahren: der Fensterplatz ist ihnen sicher. Die Stadt wird mit all ihren Vorzügen und Schandflecken wahrgenommen, alle Neuerungen werden sofort registriert.
Dieser Beitrag richtet sich nun an alle Genussfahrer und an die, die es gerne werden möchten und kann vielleicht sogar die überzeugtesten Öffi-Hasser auf die andere Seite ziehen: hier eine Auswahl der schönsten Öffi-Strecken Wiens!
10A: von der Czartoryskigasse bis zur Gatterburggasse (© Johannes Zinner, BOKU)
Einen Einblick in die leichte Dekadenz der noblen Wiener Außenbezirke ermöglicht einem eine Fahrt mit dem 10A in Richtung Heiligenstadt. Vorbei am gehegten und gepflegten Türkenschanzpark erhascht man bereits einen Blick auf die stattlichen Villen und die ein oder andere Botschaft. Eine Haltestelle weiter betritt- bzw. befährt man dann das BOKU-Terrain. Hier hat sich die Universität für Bodenkultur breitgemacht, das neu renovierte Gregor-Mendel-Haus macht nun sogar der Uni Wien Konkurrenz.
10er: ab Linzerstraße/Johnstraß bis zur Gloriettgasse (© Manfred Zinner, E. Kuselbauer/flickr)
Für all jene, denen der Touri-Rummel am Schloss Schönbrunn zu viel wird, sei eine Fahrt mit der 10er Bim empfohlen. Die Straßenbahn nähert sich dem Schloss frontal, kratzt kurz vor den Toren der ehemaligen kaiserlichen Residenz die Kurve und biegt schließlich in die Hietzinger Haupstraße ein. Kurze aber umso schönere Ausblicke auf das Schloss samt Park, vornehme Hotels und die Hietzinger Umgebung inklusive.
1: vom Schwedenplatz bis zur Prater Hauptallee (© Johannes Zinner, Sergey Yellseef)
Allseits bekannt ist der Vergnügungs-Prater, dass es gleich dahinter noch einen viel größeren Grünen Prater gibt, der zur Kaiserzeit Jagdgebiet war, wird oft vergessen. Nimmt man die Straßenbahnlinie 1 in Richtung Prater Hauptallee wird auch der letzte von der Baumdichte und Chlorophyll-Lastigkeit des Praters überzeugt.
1 (& 6): von Quellenstraße/Knöllgasse bis Stefan Fadinger Platz (© Manfred Helmer, Douglas Scot)
Wiens 10. und einwohnermäßig größter Bezirk hat seine Fans und Gegner. Aber auch Skeptiker lassen sich mit einer Fahrt im 1er Wagen davon überzeugen, dass 1100 eh ganz machbar ist. Dabei bekommt man nicht nur ein Gefühl davon, wie viele Menschen dort wohnen, sondern fährt kurz vor der Endhaltestelle noch eine Ehrenrunde um den Wasserturm auf der Kuppe des Wienerberges. Wer gerne noch mehr in die Abgründe des 10. Bezirkes eintauchen möchte, der kann an der Station Quellenstraße/Knöllgasse in den 6er Wagen umsteigen und sich die volle Ladung Favoriten holen
2: vom Karl-Renner-Ring bis nach Ottakring (© Johannes Zinner, Manfred Helmer, rl5b6)
Quer durch den 8.Bezirk schlängelt sich die 2er Bim: die Josefstädterstraße entlang, am Theater in der Josefstadt und charmanten kleinen Lokalen vorbei, bis man den Gürtel erreicht. Fährt man weiter, betritt man eine andere Welt: der 16. Bezirk mit seinen orientalischen Stoffläden, bunten und glitzernden Modeboutiquen und türkischen Friseursalons eröffnet sich in seiner vollen Pracht. Das Highlight ist schließlich der Brunnenmarkt, der sich links und rechts in Richtung Yppenplatz und Thaliastraße öffnet. Die Ottakringer Brauerei am Johann-Nepomuk-Berger-Platz wirkt schließlich wie eine alteingesessene, aber immer noch stattliche alte Dame inmitten des kunterbunten Treibens.
38A: von Grinzing hoch zum Kahlenberg (© Johannes Zinner)
An den Herbstwochenenden kann es ganz schön voll werden im 38A – denn dann ist der Kahlenberg mit seinen buntgefärbten Weinhängen am schönsten und der Wein in den Heurigen am besten. Ergattert man einen Fensterplatz, kann man sich einen Eindruck vom Grinzinger Gräzelleben abholen und anschließend die spektakuläre Aussicht über Wien genießen.
43: ab Wattgasse bis Neuwaldegg (© Johannes Zinner, Manfred Helmer)
Alserstraße, Jörgerstraße, Hernalserhauptstraße: zielstrebig und auf direktem Weg verfolgt die 43er Bim ihr Ziel: Neuwaldegg. Von den engen Häuserzeilen im 9. Bezirk fährt sie die immer breiter werdende Hernalser Hauptstraße entlang um schließlich am Stadtrand die Schleife zu ziehen. Viel Grün, viel Weinbau und Einfamilienhäuser: das Idyll wartet in Neuwaldegg!
46A & 46B: von Ottakring bis zum Schloss Wilhelminenberg (© Johannes Zinner, Lukas Felder)
Die beiden Busse 46A und 46B befahren den Wilhelminenberg auf unterschiedlichen Routen, den genauen Unterschied kennen wohl nur Wien-Profis. Steigt man in Ottakring in einen der 46er-Bus wird man jedoch, früher oder später, das Schloss am Gipfel erreichen und kann sich von der einmaligen Aussicht selbst überzeugen. Die Berg-und Talfahrt bietet jedoch auch einige Schmankerl, wie etwa die urige Villa Aurora oder die alte Feuerwache am Steinhof.
71: vom Schottenring bis zum Zentralfriedhof (© Johannes Zinner, Manfred Helmer)
Aus den Fenstern der 71er Bim gibt es viel Pracht und Prunk zu bestaunen; Ab dem Belvedere wird dann der Ring verlassen und der Zentralfriedhof angesteuert. Der Simmeringer Hauptstraße entlang, werden die Häuser immer kleiner, bis sie irgendwann ganz verschwinden und den massiven Friedhofsmauern Platz machen. Ist man sehr aufmerksam, erhascht man sogar durch das 2. Tor hindurch einen Blick auf die im Jugendstil errichtete Karl-Borromäus-Kirche.
D-wagen (© Manfred Helmer)
Egal ob neu in Wien, oder alteingesessen: eine Fahrt mit dem D-Wagen erheitert das Gemüt und führt vor Augen, wie wunderbar die Stadt ist. Entlang am Ring, vorbei am historischen Gebäude der Universität Wien, dem Rathaus, dem Parlament und den Museen auf der einen, der Hofburg und den Gärten sowie der Oper auf der anderen Seite, über den Schwarzenbergplatz am Schloss Belvedere hoch in Richtung Favoriten, kann man vom kaiserlichen Wien träumen und die prachtvollsten Seiten der Stadt genießen. Ein bescheiden schönes Gegenstück dazu wird einem geboten, wenn man bis zur Endstation Nußdorf ausharrt – niedrige Häuser, gemütliche Atmosphäre und ein bisschen Landluft erwarten einen dort.
U1: vom Praterstern bis nach Kagran (© Johannes Zinner)
Auch wenn sie nicht durchs Zentrum fließt, die Donau kann man sich aus Wien nicht wegdenken. Und genau deswegen sollte man sich den zweitgrößten Fluss Europas auch nicht entgehen lassen. Eine gute Möglichkeit sich einen Gesamteindruck abzuholen ist eine Flussüberquerung: von der U1 aus etwa, hat man einen herrlichen Ausblick auf den die Insel und das Wasser (Aussteigen lohnt sich!). Am Festland angekommen fährt man an der UNO City vorbei und erreicht schließlich wieder Wasser. Die Alte Donau erstreckt sich nach Norden und Süden und erfreut die Stadt-Gemüter mit den putzigen Stegen und den auf dem Wasser dümpelnden Booten.
U6: von der Josefstädterstraße bis zur Neuen Donau (© Manfred Helmer)
Eine weitere Donauüberquerung ermöglicht die U6. Ab Handelskai verlässt die Bahn das Festland und steuert Trans-Danubien an. Der Ausblick ist herrlich und einmal drüben angekommen gibt es auch genügend Schwimmgelegenheiten. Fährt man in die andere Richtung, kann man sich bei Spittelau ein weiteres Kunstwerk geben: die Grelle Forelle. Nein, das Fernheizwerk von Hundertwasser war gemeint.
Wie man mit den U-Bahnen zu den Clubs kommt, haben wir hier für euch gesammelt.