Arendt und Kern, Campari Soda und 5/8erl in Ehr’n

Die Achterln veröffentlichen ihr fünftes Album in elf Jahren Bandgeschichte. Darsteller darauf unter anderem: Hannah Arendt, Christian Kern und Campari Soda – ja, das geht sich aus. Sehr gut sogar.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.
© Astrid Knie

Elf Jahre bestehen 5/8erl in Ehr’n mittlerweile als Band. Im selbst begründeten Genre Wiener Soul reicht ihr Repertoire von tiefernst-politisch über poetisch-verkopft bis hin zu weinschwanger-trübsinnig, von Protest- über Liebes- bis Wienerlied. Das Grundkonzept bleibt dabei im Großen und Ganzen unverändert: Gitarre, Kontrabass, Akkordeon, Wurlitzer und zwei Männerstimmen schaffen einen Gegenentwurf zu einem allzu geradlinigen Pop-Verständnis.

5/8erl in Ehr’n © Astrid Knie

13 Tracks finden sich auf dem neuen Album »Duft der Männer«, welches auf weite Strecken ohne das typisch Wienerische Granteln auskommt. »Badeschluss« eröffnet jedoch resignativ Wienerisch: Vergänglichkeit als Leitmotiv anhand eines Sommertages am Wasser – ein Post-Liebeslied? »Campari Soda« ist das erste einer Reihe politscher Songs auf dem Album, klanglich im Geiste eines Adriano Celentano und unter Mitwirkung von Nadia Zampini auf Italienisch. Die Rechte wird zur Mitte, geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut, der Populismus wird zur treibenden Kraft ohne Aussicht auf Besserung – »diese Welt schädigt die Gesundheit«. Absolute Zustimmung.

»Geht’s bitte scheißen«

Die zweite Single »Geh bitte Bobo« rechnet, natürlich nicht ganz frei von Selbstironie, mit dem Duktus und Ökonomieverhalten der Hipster- und Boboszene ab – aus »Geh ma Mahühü« wird inhaltlich ein eh nettes »Geht’s bitte scheißen«. Als Bonus gibt’s ein GTA-Video mit Hannibal Scheutz als Paradehipster. »Sterne essen Kapitäne« wiederum ist vermutlich in Kombination mit dem dafür vorab veröffentlichten Video der gefühlt poetischste Track des Albums. Zwischen Sprachmalerei in 4/4 und Wurlitzer in 6/8 breitet sich wohlig eine romantisch-traurige Geborgenheit aus.

Und dann wird noch bei Hannah Arendt vorbeigeschaut: »Wir bekämpfen nicht das Böse, wir bekämpfen die Banalität.« 5/8erl in Ehr’n werden auch gegen die Banalität des Bösen nichts ausrichten können. Gegen die Banalität als solche ziehen sie jedoch auf diesem Album sowie auf den Bühnen des Landes mit Erfolg ins Gefecht. Eine Umarmung!

5/8erl in Ehr’n »Duft der Männer«

„Duft der Männer“ von 5/8erl in Ehr’n erscheint am 21. April 2017 bei Viennese Soulfood Records. Aktuelle Konzerttermine: 12. und 13. Mai, Salzburg, ARGE Kultur — 18. Mai, Dornbirn, Spielboden — 19. und 20. Mai, Innsbruck, Treibhaus — 31. Mai, Graz, Orpheum — 1. Juni, Linz, Posthof — 9. Juni, Wien, Arena Open Air.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...