AustroTOP – Die 100 wichtigsten österreichischen Popsongs

50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?

9. Wanda »Bologna« (2014)

Der Legende nach werden Wanda von Laura Landergott entdeckt, die mit Voodoo Jürgens bei den Eternias und in Berlin bei Ja, Panik aktiv ist. Sie stellt die Band dem Nino-aus-Wien-Manager Stefan Redelsteiner vor. Aus denen wird was! Auf die immense Strahlkraft von »Bologna« ist trotzdem niemand vorbereitet. Die Venue-BookerInnen kleinerer Hallen freuen sich einen Haxen aus. Wanda müssen um lächerliche, vor Monaten fixierte 200 Euro Gage restlos ausverkaufte Gigs spielen, obwohl ihr Marktwert ins Unermessliche gestiegen ist. Die Band pflegt das Strizzi-Image so gut wie die Velourslederjacke. Das Publikum dankt es mit verschwitzten Amore-Bekundungen. Fürs zweite Album wechselt das Quintett zum Majorlabel Universal und denkt sich einen total lustigen Marketingplan aus, der einen Musikvideo-Auftritt vom deutschen Postergirl des Antifeminismus, Ronja von Rönne, vorsieht. Enttäuschte HörerInnen wenden sich ab, dafür kommt Fan-Nachschub aus dem Bierzelt. Dort hat ein bisschen Objektifizierung von Frauen noch nie geschadet. »Bologna« hat 13,5 Millionen Youtube-Views. (ae)


8. Marianne Mendt »Wie a Glock’n …« (1970)

»Die wahre Seele des Wieners liegt in Kaisermühlen.« So oder so ähnlich hätte man es in der Kultserie der 1990er sagen können, als man dem Stadtteil im Zwarazwanzigsten ein schlichtes »Blues« hintanstellte. »Blues« ist natürlich Quatsch, den Bogen zur Seele der Schimek Gitti kriegt man leichter gespannt: Es ist schon eine Wohltat, dass eine der ersten echten Austropop-Nummern, die dann tatsächlich auch so hieß, ein hinreißendes Stück Soul ist; heute würde man dazu Northern Soul sagen. Tighte Bläser, gestampfter Beat und eine Dynamik zwischen Eng- und Ausdruckstanz. Überraschenderweise haben – und da muss man halt schon auch sagen, dass alles irgendwie zusammenhängt, Vergangenheit und damalige Gegenwart, ein Wahnsinn – die Nummer der Bronner Gerhard und der eigentliche Jazzer Salomon Hans von der ORF Big Band geschrieben. Verdient hat die Marianne Mendt, die für den Song von Wolfgang Ambros auch die Zuschreibung »Mutter des Austropop« umgehängt bekommen hat, erst Jahre später was damit. Es sei ihr alles vergönnt. (do)

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