AustroTOP – Die 100 wichtigsten österreichischen Popsongs

50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?

7. Kruder & Dorfmeister »High Noon« (1993)

Sie machen den DJ-Mix zur Kunstform, sie machen den Remix zur Kunstform, sie geben elektronischer Musik ein Gesicht und einen Schmäh, sie bringen Wien auf die Landkarte und gehören zu der einen Handvoll Weltstars populärer Musik aus Österreich. Mozart miteingerechnet. Kruder & Dorfmeister werden vor allem mit ihren »K&D Sessions« noch viel erfolgreicher bis man schließlich Kaffeehäuser, Architekturstudentenwohngemeinschaften und Boutiquen en passant verflucht, weil sie Kruder & Dorfmeister in Dauerschleife spielen. Madonna und Depeche Mode wollen Remixe, und bekommen einen. David Bowie und Sade auch, und bekommen keinen. Einige Jahre zuvor, als der Kalte Krieg vorüber ist, entwerfen Kruder & Dorfmeister in der Wiener Grundsteingasse mit zwei Akai-Samplern, einem Roland Bandecho und tiefen Plattenkisten den Sound zur Zeitenwende. Auf »High Noon« werden Dub, Rare Grooves, Jazz und Hip-Hop nahtlos ineinander collagiert, zu einem zarten Hauch von Nichts verwoben, zur ideologisch neutralen Blaupause, letztlich zur Wiedergeburt von Cool. (sn)


6. Udo Jürgens »Griechischer Wein« (1974)

Immer wieder fragt man sich, wie Menschen zu Bett gehen, wenn sie wissen, sie haben heute einen Wahnsinns-Hit geschrieben. In Urlaubsstimmung auf Rhodos fällt Udo Jürgens – so geht die Mär – die Melodie zu »Griechischer Wein« ein. Er weiß sofort: Das wird was Großes. Zurück im Studio muss ein passender Text her. Den jungen Kärntner und seinen Texter Michael Kunze beschäftigen wie so viele zu dieser Zeit die Thematik der GastarbeiterInnen, die seit den 1950er-Jahren in den deutschsprachigen Raum migrierten. Als Sohn deutscher Eltern, der Vater in jungen Jahren aus Moskau geflohen, hat Udo Jürgens selbst nur bedingt Migrationshintergrund. Für seine neue Melodie wählt er Griechenland als Pars pro Toto für das Gefühl des Misplacement von EinwanderInnen, mit dem sich Jürgens solidarisch zeigt. Es folgen unzählige Wochen an der Spitze der deutschen Charts und eine massive Alman-Tourismus-Welle an den griechischen Inseln. Eine subversive, politische Hymne, die bis heute von der Mehrheit der Menschen missverstanden wird. (tz)

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