50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?
3. Wolfgang Ambros »Da Hofa« (1971)
Dieses Ganze da, dieses Austropop-Dings, die »Dialektwelle«, die bis in die hintersten Haushalte der Republik ausstrahlte, hat nicht etwa an den Konservatorien begonnen, oder an den Musik- oder Dichterschulen. So richtig losgegangen ist eigentlich alles auf der Graphischen. Dort lernen sich der Ambros und der Prokopetz kennen, zwei 18-jährige Taugenichtse, häufig herumlungernd, irgendwo zwischen Theseustempel und Ottakringer Friedhof, der eine eher schrammelnd, der andere eher poetisierend. Eines kommt zum anderen, eine sturmfreie Bude und 20 klimpernde Minuten später, ein paar Auftritte hier und da, ein harterkämpfter Plattendeal und dann war es also da, dieses große Ding: Manche sagen, der »Hofa« war der endgültige Beweis, dass man auch in Wien gescheite Musik machen kann, andere wiederum, und zwar gleich mehrere, es sei die Geburtsstunde des Austropop. Acht Wochen auf Platz 1 in den Ö3-Hörercharts, ein Riesenerfolg, die Sänger und Schreiber von jetzt auf gleich weltberühmt in Österreich. Und das Arge ist ja, wir können jetzt zwar sagen: »ja, wichtig!«; aber wir können auch sagen: »ja, auch wahnsinnig gut!«. Das Lied hat dieses Etwas, das es braucht, um halt auch als Urknall einer Sache gelten zu können, mit dem die Leute was anfangen können; einen Blick in ihre Seele. Und in der ist ja nichts so tief drinnen wie das Vernadernde, da Hinterrückse, die Feindseligkeit seinem NachbarInnen gegenüber. Es ist ein Lied über das einzig Omnipräsente in dieser tausendjährigen Stadt. (do)
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