50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?
2. Bilderbuch »Maschin« (2013)
Frühsommer 2019: Vor dem Schloss Schönbrunn ist die Hölle los, denn Bilderbuch haben zur Audienz geladen. Es ist der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden wohnen knapp 30.000 Menschen dem Open-Air-Spektakel bei; der Triumph ist komplett. Was für Gitarristen Michael Krammer das Solo ist, bei dem er sein Instrument verkehrt herum schultert und blind spielt, ist für Sänger Maurice Ernst der knallgelbe Rennfahrerhandschuh. Er hält ihn demonstrativ ins Scheinwerferlicht – und alle wissen, was jetzt kommt. »Maschiiiiin«. Was Bilderbuch in ihrer Frühphase in den Äther schickten, war natürlich auch nicht schlecht. Quirliger FM4-Indie führte zu Achtungserfolgen der ehemaligen Klosterschüler aus Kremsmünster, die Teil einer lebendigen oberösterreichischen Szene waren. Diese versammelte sich, zum Studieren nach Wien gezogen, rund um die Agentur Ink Music und bei langen Nächten im B72. An Slow Jams wie »Venezianischer Spiegel« lässt sich schon erahnen, welches Potenzial in der Band steckt. Dann färbt die Oma dem Frontmann Maurice die Haare blond und – vroom vroom – Bilderbuch steigen aufs Gaspedal. Von Kanye West lässt sich die Band nicht nur musikalisch inspirieren, sie schneidet sich auch eine gesunde Portion Größenwahn ab. Ein gelber Lamborghini Diablo ist der fetischisierte Star des Musikvideos. Das dazugehörige Album »Schick Schock« erreicht Platin. An »Maschin« führt seither kein Weg vorbei. Ja: Ohne »Maschin« gäbe es diese Liste nicht. (ae)
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