AustroTOP – Die 100 wichtigsten österreichischen Popsongs

50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?

80. Aphrodelics »Rollin’ On Chrome« (1998)

»Wir werden flashen!«, haben die Aphrodelics in unserer Coverstory zum Release des Albums »On The Rise« angekündigt. Und geflasht haben sie. Auch in den Monaten davor, in denen ihr Hit »Rollin’ On Chrome« (der mit dem Human-League-Sample) im damals noch relevanten Musikfernsehen rauf und runter lief. Sogar die US-Hip-Hop-Bibel The Source feierte die Jungs – unter dem Schlagwort »Think global, act local«. Gerappt wurde auf Englisch, weil dies herkunftsbedingt das verbindende Kommunikationsmittel der Aphrodelics war. Und auch Rodney Hunters Beats hatten internationalen Anspruch. (mf)


79. Waxolutionists feat. Manuva »Nachtschattengewächs« (1999)

Trip-Hop ist vorüber, Downtempo ist am Ende und Rap hat schon ein Vierteljahrhundert am Buckel. Da zurren die Wiener Waxos und Manuva von Total Chaos alles zu einem stimmungsvollen Ganzen zusammen. Auf den ersten Blick wirken die Vocals zu dicht gestaffelt, dann zerrinnt und zerdehnt sich die Zeit zusehends. Cooler Weltschmerz steckt hier drin, genauso wie die Angst vor der Jahrtausendwende und die Rückeroberung der Nacht durch Sprayer, DJs und Studierende. Im selben Jahr wird die FPÖ zweitstärkste Kraft, eine schwarz-blaue Diarrhö braut sich zusammen. (sn)


78. Tosca »Suzuki« (2000)

Neben seiner alles überstrahlenden Zusammenarbeit mit Peter Kruder (Platz 7) hat Richard Dorfmeister seit 1994 noch ein weiteres Downbeat-Duo am Start: Tosca. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund, dem Pianisten Rupert Huber, hat er ein paar locker-flockige Klassiker des Genres vorgelegt – das Album »Suzuki« (bei !K7 erschienen) ist voll davon, der gleichnamige Track bestes Beispiel dafür. In Clubs, Wohnzimmern und Boutiquen gerne gehört, sind Tosca mit internationalen Charts-Platzierungen bis weit in die Nullerjahre Beleg für die Nachhaltigkeit des »Vienna Sound«. (mf)


77. Schmetterlinge »Tschotscholossa« (1971)

Dass absolut nichts schief gehen muss, wenn sich fünf weiße Hippies ein Lied südafrikanischer Bergarbeiter aneignen, dazu rasseln, trommeln und Call-and-Response nachstellen, lässt sich hier ganz eindrucksvoll hören. Die Schmetterlinge sind das gut gemeinte, sozialistische Aushängeschild der österreichischen 70er. Von Anfang an mit dabei ist Willi Resetarits, später auch Beatrix Neundlinger von den Milestones. Sie schreiben später eine epische Proletenpassion für die Wiener Festwochen und schicken 1977 eine Satirelied auf die Kulturindustrie zum Song Contest. OK Boomer. (sn)


76. Yasmo & die Klangkantine »Girls Wanna Have Fun« (2017)

Es war ein iconic moment beim Amadeus 2018, als die auf Poetry-Slams sozialisierte Rapperin Yasmo von ihrem Sitzplatz aus der männerdominierten Branche und den Gabaliers dieser Welt die Leviten las. »Bitte lies ein bisschen Butler, sie schreibt nicht kompliziert«, reimte sich die erste jemals in der Kategorie Hip-Hop nominierte Frau eloquent und gnadenlos durch den Saal auf die Bühne. Wie zum Beweis wartete dort bereits ein 20-köpfiger Musikerinnenchor zur Unterstützung ihrer feministischen Predigt. Gab Standing Ovations. (ae)

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