AustroTOP – Die 100 wichtigsten österreichischen Popsongs

50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?

70. Georg Kreisler »Tauben vergiften im Park« (1956)

Das Wiener Herz, es ist ein goldenes. Viel mehr aber noch ein schwarzes. Kaum einer verstand die Wesensart der HauptstädterInnen so trefflich zu beschreiben wie der Kreisler Georg, selbst ein Vertriebener des braunen Wiens. Bereits im Jahr nach seiner Rückkehr aus den USA setzte er sich – und auch ein bisschen dem Tom Lehrer – mit diesem bekanntesten seiner vielen dunklen Chansons ein Denkmal. Ein gar ungewohnter Kniff des Schicksals, dass auf eben jene gerne auch einmal die Tauben scheißen. (do)


69. Texta »Sprachbarrieren« (1999)

Dass sich das (Ober-)Österreichische als viel »rundere« Sprache als etwa Hochdeutsch bestens für cleveren Rap mit Flow und Humor eignet, beweist die Linzer Hip-Hop-Institution Texta seit mittlerweile mehr als einem Vierteljahrhundert (wichtig auch: ihr Label Tontraeger Records). Inspiriert von einem Track von Big L, der Slang-Ausdrücke ins »normale« Englisch übersetzte, nahmen sich DJ Dan, Flip, Laima, Skero (Platz 56) und Huckey (R. I. P.) mit »Sprachbarrieren« diverser Dialektausdrücke an: von Schmähtandla bis Hawara – do ziagt’s da de Schuach aus! (mf)


68. The Malformation »I steh auf di« (1971)

Zweifellos ist das Wienerische die schönste Sprache der Welt. Ein Frevel, dass die Beat-Combos der 60er fast ganz auf Dialekt oder überhaupt die deutsche Sprache verzichtet haben, das Feld nur der Novelty Music oder dem Musikkabarett überlassen haben. The Malformation – B-Seite: »Weanerisch is klass« – haben mit dem Danzer Schurl (Plätze 39 und 43) einen geeigneten Texter und trauen sich als erste Band das, was man heute Classic Rock nennt – früher wohl einfach Rockmusik –, auf Wienerisch zu singen. Und wie! (do)


67. Blümchen Blau »Flieger« (1981)

Die Neue Deutsche Welle trieb auch in Österreich zarte Pflanzen. »Flieger«, erste Single und anständiger Hit, erscheint bis heute auf den meisten Chronik-Compilations dieser Zeit. In ihrer nur dreijährigen Schaffensperiode personifizierten Blümchen Blau die Essenz der NDW: Dilettantismus und geringe Aspirationen. Laut ihrem Keyboarder Götz Schrage wollte sich die Band bereits nach ein, zwei Konzerten auflösen, als sich vor der eben bespielten Bühne kurzerhand eine neue Besetzung zusammentat. Dennoch: 1983 war alles verblüht. (tz)


66. Belphegor »Bondage Goat Zombie« (2008)

Wenn man sich nicht auskennt, trotzdem so tun? Und wie einen Song herausgreifen? Death Metal braucht keine Hits, denn Lucifer ist ein Feeling. Nun sind Belphegor bereits seit 25 Jahren auf ihrem tödlichen Rutenmarsch. Sie sind circa die wichtigste Metal-Band aus Österreich und legen dem Album »Bondage Goat Zombie« ein loses Konzept um die Schriften von Marquis de Sade und BDSM-Chroniken zugrunde. Der Titeltrack besticht mit besonders groteskem Grunzen, diabolischem Trommelfeuer und bestialischem Blutbad. (sn)

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