AustroTOP – Die 100 wichtigsten österreichischen Popsongs

50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?

65. Ilsa Gold »Silke II – Süchtig« (1994)

Ilsa Gold waren sehr lustige Trolle. Vor 24.000 Menschen auf der Mayday 1994 eröffneten sie mit dem Satz »Ecstasy hilft, die Mayday besser zu ertragen«. Zweimal sind sie Nummer eins im Magazin Frontpage. Für ihren späten Hit »Silke II – Süchtig« pitchen sie »Süchtig« von Peter Cornelius und Karel Gotts »Fang das Licht« bis zur Groteske und montieren Viva-TV-Techno-Synths und depperte Wiener Reime dazwischen. Das ist im besten Sinn postmoderne Technik – Mix und Cut-up, die den Diskurs der 90er bestimmen werden –, ausgetragen auf dem Rücken einiger Tausend Raver. (sn)


64. Gerhard Bronner »Der g’schupfte Ferdl« (1953)

In einer Zeit, in der Wien, zumindest dem Erzählten nach, die Tanzlokalitäten nur für p. t. Gäste, die diese Abkürzung auch verdienten, geöffnet wurden, freut sich unser flamboyanter Protagonist auf die Perfektion – das freie Tanzen bei geselligem Beisammensein. Bis es natürlich Wickel geben muss. Bei dieser originalen Version vom Bronner wird noch im fiktiven Wimmer gefetzt, erst der Qualtinger (Platz 34) darf später den tatsächlichen Schauplatz, einen Höllenort, namentlich erwähnen: den Thumser! (do)


63. Ganymed »It Takes Me Higher« (1978)

Sie waren bewaffnet mit Synths und Drummachines, waren Aliens auf der Suche nach einer höheren Ebene. Ganymed tragen silbernen Glitzer, goldene Handschuhe, grüne Masken, sie spielen meistens Glamrock und Funk, mit ihrem Hit »It Takes Me Higher« allerdings schaffen sie sortenreine Space-Disco. Synths funkeln und glitzern wie interstellare Astralnebel, dazu treibt ein trockener Beat im Orbit, man fühlt sich lost und genau deshalb so abgeholt. (sn)


62. Die Bambis »Melancholie« (1964)

Geplant als Hymne für die zurückgekehrten Italien-UrlauberInnen, gelang den vier Bambis um Mandy Oswald, bei ihrer zeitweiligen Beschäftigung als Clubmusiker in Klagenfurt am Wörthersee, mit einer eigentlichen Demoversion ein großer Wurf. In rund 100 Versionen aufgenommen und übersetzt, ist dieser obskure Schlager mit seiner Fragilität und Internationalität, gar Exotik, ein Welterfolg der ganz besonderen Art, der die Sehnsucht der österreichischen Haushalte aufs Unermessliche steigen ließ. Arrivederci! (do)


61. Marque »One To Make Her Happy« (2000)

Daisy und ihre drei Boyfriends waren ihrer Zeit voraus. Als der Feldkircher Marque um die Jahrtausendwende den deutschsprachigen Raum eroberte, war Polyamorie nämlich noch lange nicht massentauglich. Dass hier nicht der klassische österreichische Haushalt beschrieben wird, ist aber eh zweitrangig. Der Erfolg beruht auf der professionellen Nachahmung eines internationalen Mainstream-Pop-Sounds – damals eine Ausnahmeerscheinung. Einzig das holprige Englisch verrät die Herkunft, aber das hat ja Max Martin auch noch nie davon abgehalten, Welthits zu schreiben. (ae)

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