Das zweite Album von B. Visible ist ein Ausbruchsversuch aus der Stagnation. Der Drang nach Veränderung konfrontiert den Wiener Producer mit der eigenen Realität.
Mal ehrlich: Wer erwischt sich aktuell nicht hin und wieder dabei, wie der Blick in die Ferne schweift? Wie von selbst startet in unserem Kopf ein Film, der uns intuitiv in seinen Bann zieht. Auch wenn dessen Bilder nur schemenhaft zu erkennen sind, spüren wir in uns ein starkes Verlangen. Den Drang, diese innere Regung näher zu ergründen. B. Visible ist jemand, der den Schritt ins große Ungewisse gewagt hat. »In Between Places« legt Zeugnis davon ab, wohin ihn das Streben nach Veränderung als treibende Kraft letztlich geführt hat.
Gemeinsam auf Sinnsuche
»In Between Places«, weder richtig im Hier noch an einem anderen Ort – der Albumtitel als Synonym für einen rastlosen Gemütszustand. Ein musikalischer Ausbruchsversuch, wenn man so will. Dabei werden existenzielle Themen nicht gescheut. »Es ist alles eitel« – B. Visible weiß um diesen Umstand und stellt phänomenologische Fragen in den Raum. Das spiegelt sich in der Musik durch eine melancholische Grundfarbe wieder.
Die Zuhörenden werden in Trance versetzt und dürfen sich auf dieselbe Sinnsuche begeben wie der Wiener Producer. Beim Klangbild baut er dabei neben den für ihn typischen kreischenden Synths auch auf perkussive Elemente. Glocken, Marimbas, vermeintliche Störgeräusche – alles wird nach Belieben verwurstet. Wie schon zuvor finden unzählige Einflüsse und Stile ihren Ausdruck, und dennoch hat B. Visible ein völlig neues Kapitel aufgeschlagen.
Noch nicht alles gesagt
Die Singles »Pancakes« und »Seadoo« samt Videos gibt es seit letztem Jahr zu bestaunen. Dass B. Visible für keine 08/15-Fließband-Beats steht, sollte man ohnehin bereits wissen. Seine Liebe für Details und Dramaturgie schimmert auf allen Ebenen durch. Mit elektronischer Verspieltheit und verzerrten Effekten malt er stimmungsvolle Bilder. Doch wer glaubt, dass mit den beiden Tracks alles gesagt ist, irrt. Jeder Song auf dem Album erzählt für sich eine eigene Geschichte. Zudem hat B. Visible die neue Single »Planes« zurück zu seinen musikalischen Wurzeln geführt. Ein hip-hoppig steppender Beat, dazu eine verträumte Glockenmelodie, die zum Reminiszieren einlädt.
B. Visible weiß, wie er sein Publikum bei Laune hält, aber auch, wie er es herausfordert. Die Konfrontation mit dem Innersten ist kein Leichtes. Das Ziel der Reise ist ungewiss. Ruhelosigkeit als ständiger Begleiter. Am Ende muss sich jede*r selbst den Wunsch nach Veränderung erfüllen. Die Zeit dafür war wohl noch nie günstiger.
Das Album »In Between Places« von B. Visible ist bei dessen eigenem Label Data Snacks erschienen.