Für diese Bilder- und Porträtstrecke unseres Foto-Specials in The Gap 190 begaben wir uns auf ganz schön dünnes Eis, denn was bedeutet schon »etabliert« und wer will sich in Zeiten der allumfassenden Professionalisierung noch als Newcomer*in oder Hidden Talent bezeichnen lassen? Der Workaround: Die Definition von Newcomer*in als Person, der bisher wenig mediale Aufmerksamkeit – quasi die Währung des 21. Jahrhundert, gleich nach Geld – zuteilwurde. Die Definition der etablierten Fotograf*innen? Na ja, exakt das Gegenteil. So gewinnen wir Einblick in den Geschmack, die Vorlieben und Ratschläge von vier professionellen Fotomenschen und präsentieren die Werke jener Hidden Talents, von denen die Profis der Stunde angetan sind. Ob professionelle Avancen oder Hobby-Ablichter*in, auf das Werk dieser Fototalente lohnt es sich ein Auge zu haben.
Marija Sabanovic
nominiert von Elsa Okazaki
Das Aufwachsen im ehemaligen Jugoslawien während Kriegen, Diktatur und Armut hat Marija Sabanovic persönlich, politisch und beruflich geprägt. Die Umstände haben sie als Teenager zur Aktivistin gemacht: zuerst Antikriegsbewegung, gefolgt von Feminismus und LGBTIQ+-Community. Marija fotografierte bereits als Kind: »Ich habe es mit Zeichnen, Design, Theater und Performance versucht, bin aber ganz natürlich immer wieder zur Fotografie zurückgekehrt.« Ihr derzeitiger Stil habe sich erst 2016 entwickelt. Als sie bei Elsa Okazakis Projekt »Space 20« einreichte, erwischte die Fotografin Marijas Balance zwischen Realität und Poesie, wie Okazaki erzählt. Die Arbeit der Serbin konzentriert sich auf Körper, Identitäten und Erzählungen der von ihr porträtierten Menschen. Ihr Werkzeug ist eine Digitalkamera. Selbst bezeichnet sich die 42-Jährige als Late Bloomer, denn: »Wenn ich zurückblicke, hätten die Art und Weise, wie ich fotografiere, und die Themen, die ich behandle, nicht früher aus mir hervorgehen können.«
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