Dass die Stimmung am Roskilde Festival von ganz außergewöhnlicher Qualität ist, liegt nicht etwa am stets überzeugenden und abwechslungsreichen Line-up, sondern an den unzähligen Freiwilligen, die das Festival mit ihrem Engagement prägen.
Gemeinnützig feiern
»8 days of music, activism, arts, camps, and freedom«, so steht es auf der Website des Roskilde Festivals. Und dieses ist nicht nur eines der längstdienenden (seit 1971), sondern mit seinen deutlich mehr als 100.000 musikbegeisterten BesucherInnen auch eines der größten Festivals Europas. Und eines, das überdies ein stets beeindruckendes Line-up aufweisen kann: Aus allerlei, dabei aber nicht beliebig zusammengestellten Genres tummeln sich alte Helden und aktuelle Superstars ebenso auf den sieben Bühnen und weiteren Nebenschauplätzen wie kleine, feine aufstrebende Acts, die man anderswo oft erst viel später zu sehen und hören bekommt.
Beim Durchkreuzen des unglaublich weitläufigen Festivalgeländes am Rande Roskildes – die Stadt wird während der Veranstaltung in Sachen BewohnerInnenzahl zur viertgrößten Dänemarks – passiert man nicht nur ein breites Angebot von Essensständen und Modeläden, bei dem die OrganisatorInnen auf regional und unabhängig setzen. Man hat auch die Gelegenheit, sich mit diversen oft gesellschaftspolitischen (Kunst-)Projekten auseinanderzusetzen oder einen Abstecher in einen der thematisch gestalteten Zeltplätze zu machen. Dazu kommen noch die ausführlichen Bemühungen der VeranstalterInnen, das Festival jedes Jahr ein wenig nachhaltiger, grüner, inklusiver und sicherer zu gestalten. Craft Bier gibt es auch. Und das alles war noch nicht einmal das Beste am Roskilde Festival.
Denn das Beste ist die entspannte, offene, freundliche Atmosphäre, für die das im Durchschnitt 24 Jahre alte und somit doch recht junge Publikum verantwortlich ist. Und dieses legendäre »orange feeling« (benannt nach der mit orangefarbener Plane überdachten Hauptbühne, der – wenn man so will – Roskilde Signature Stage) hat einen guten Grund: Das Festival ist eine gemeinnützige Unternehmung, bei der alljährlich sage und schreibe 30.000 Volunteers mitarbeiten. Deren Engagement endet nicht beim freiwilligen Securitydienst oder Mülleinsammeln, sondern sorgt für eine insgesamt sehr rücksichtsvolle, positive Atmosphäre auf »ihrem« Festival. Man spürt, dass hier alle ein bisschen mehr auf die Dinge und vor allem auf einander aufpassen. Neben all der Musik, dem Feiern und den gesellschaftspolitischen Ambitionen ein Erlebnis für sich.
Roskilde Festival, 29. Juni bis 6. Juli 2019, Roskilde (DK)
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