Fürchte dich nicht

»Der Nachtmahr«, der neue Film von Akiz, präsentiert den Horror der Selbstfindung inklusive Fabelwesen und Techno-Sound. Wir haben den Regisseur und Künstler zum Gespräch getroffen.

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Akiz ist ein Mann mit vielen Talenten. Er dreht Filme, malt Bilder, modelliert Skulpturen. Eine dieser Skulpturen war es auch, was ihn zu seinem neuen Film »Der Nachtmahr« inspiriert hat. In diesem begegnet ein junges Mädchen einem merkwürdigen, hässlichen Wesen, mit dem es umzugehen lernen muss.

Wir haben Akiz im Hotel am Brillantengrund zum Interview getroffen, in dem er über den langen Prozess von der Idee zum fertigen Film spricht, über eine Künstlerkarriere zwischen Deutschland und den USA und erklärt, warum er keine Angst mehr hat.

Was war der Ausgangspunkt für den Film? Wolltest du einen Horrorfilm machen oder einen Film über psychische Erkrankungen? Oder eine Coming-of-Age-Geschichte?

Es ist kein Horrorfilm. Wenn ich einen Horrorfilm sehen möchte, und ich würde den Film sehen – ich wäre bitter enttäuscht. Es ist relativ schnell klar, dass von diesem Wesen keine Gefahr ausgeht. Nein, der Film ist insofern ungewöhnlich entstanden, weil ich Bildhauer und Maler bin. Ich habe zuerst eine Skulptur gebaut und diese war lange Zeit wirklich nur als Skulptur geplant. Dann war sie fertig und ich habe wieder von vorne angefangen, weil ich Fotos machen wollte. Auch da wollte ich noch keinen Film machen.

Also war es ein langer Prozess bis es letztendlich zum Film gekommen ist?

Genau. 2001 habe ich den ersten Abguss gemacht. Und in dem Prozess sind viele Notizen entstanden, Zeichnungen und Bilder, die ich dann zehn Jahre später zusammengefügt habe. Insofern war bis zum Schluss eigentlich keine Idee da. Ich wollte nur das, was ich hatte, zusammenfügen.

Der Film kann auch als Coming-of-Age-Geschichte gelesen werden. Warum sind gerade solche Geschichten interessant? Und können sie auch für ein älteres Publikum von Interesse sein?

Ich bin jetzt Mitte/Ende 40. Was der Reiz für Ältere oder für Jüngere ist, das kann ich gar nicht beurteilen.

Du machst dir also keine Gedanken darüber, wer den Film sehen könnte?

Der Film ist für mich und meinesgleichen. Für die, die den gleichen Geschmack haben, sich in den gleichen Welten bewegen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass in Deutschland die Fantastik, die in 1920er und 1930er Jahren weltberühmt war und wirklich, wirklich tolle Werke hervorgebracht hat, dass dieses Genre eigentlich wegradiert wurde. Es wurde im Dritten Reich als entartete Kunst bezeichnet, und irgendwie hat sich der deutsche Film seither nicht mehr erholt. Man traut sich nur an Komödien und Sozialdramen heran.

Oder an Filme, die die DDR thematisieren …

Genau. Oder heutzutage sozialkritische Themen. Aber ich behaupte, dieser Film ist weniger ein Coming-of-Age, es wird eher ein Prozess beobachtet, in dem ein menschliches Wesen mit sich ins Reine kommt. Im Film wollte ich keinen als böse oder als falsch darstellen. Und ich glaube, um auf die Frage zurückzukommen, warum ein älterer Mensch daran interessiert ist, ich glaube, dass das im Leben jeder einmal mitgemacht hat. Alt und jung.

Wieso hast du dich dazu entschieden, eine Frau in den Fokus zu rücken?

Darauf gibt es mehrere Antworten. Beim hässlichen, alten Wesen, da ist eine junge, hübsche Frau der Archetyp, es ist ein Kontrast. Daraus hat es sich entwickelt. Eine weitere Antwort ist, dass ich sehr gerne mit Frauen zusammenarbeite, mit ihnen funktioniert die Kommunikation besser. Ich finde Frauen spannender.

Auf der nächsten Seite: psychische Erkrankungen, Techno und die Frage nach den persönlichen Ängsten des Akiz

Bild(er) © Lula Bornha (1), Luna Filmverleih (2–4)
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