»Kino ist einfach geil, Oida« – »Kino & Krawall« mit Filmfest »Auf Anfang« im Stadtkino Wien

Der junge Filmclub »Kino & Krawall« feiert am Wochen­ende seinen zweiten Geburtstag und hat sich dafür ein eigenes kleines Filmfest ausgedacht. Party gibt’s natürlich auch wieder. Das »Kino & Krawall«-Team im Kurz­interview.

© Wild Bunch — »Raw« von Julia Ducournau

Ihr feiert kommendes Wochen­ende das zweijährige Bestehen von »Kino & Krawall«. Wie fällt euer Resümee bislang aus?

Vor Kurzem hatten wir ein Meeting im Café Merkur. Dabei haben wir versucht, alle Filme aufzuzählen, die wir bisher gezeigt haben. Nur die Hälfte von uns war da. Einige waren krank, einige mussten arbeiten etc. So sind die Meetings eigentlich meistens. Wir mussten jedenfalls spicken. Da haben wir gemerkt, dass die Tatsache, dass es uns jetzt seit zwei Jahren gibt, einfach absurd (und) schön ist. Die Idee zum Jubiläum kam zum Beispiel auch bei einem Krisen­meeting. Ein Termin hatte uns da ziemlich zu schaffen gemacht. Dann sind wir kurz vor die Tür, haben eine geraucht und beschlossen, ein eigenes kleines Film­festival zu machen. Und irgendwie funktioniert es ja auch. Wir merken, dass unsere Perspektive im Wiener Kino eine Leer­stelle angesprochen hat. Wir machen natürlich auch viel dafür und es gibt noch so viel mehr Stimmen, die weiterhin ungehört bleiben. Aber mal anzufangen mitzumischen, hat unglaublichen Spaß gemacht. Und bei neun Leuten gingen uns bisher auch nie die Ideen für Filme oder Gäste aus. Es gibt noch immer so viel, was wir zeigen und veranstalten wollen. Wir sind wahr­scheinlich einfach alle gespannt, wie es weiter­gehen wird. Denn das soll es nach diesen zwei Jahren auf jeden Fall.

Zum Jubiläum gönnt ihr euch ein eigenes kleines Filmfest namens »Auf Anfang«. Was habt ihr euch dafür überlegt?

»Auf Anfang« ist unsere Art, zwei Jahre »Kino & Krawall« zu feiern. Das heißt: am liebsten ausgiebig und zusammen mit unserer Community. Der Freitag steht dafür unter dem Motto »Krawall«. Da machen wir das, was wir am besten können: Wir zeigen mit »City of God« ein richtiges Epos und feiern dann eine große Party im Celeste. Kommt alle! Am Samstag widmen wir uns dann mit »Anfänge« den ersten Schritten des Filme­machens. Ein richtiges Highlight ist dabei der Community-Filmblock, für den wir ein Kurzfilm­programm aus Filmen kuratiert haben, die uns zugeschickt wurden. Wir sind echt megahappy mit dem sehr breit gefächerten Kurzfilm­block, der sich aus so vielen tollen Einsendungen ergeben hat. Die Auswahl war aber echt nicht easy. Die Filme werden bei freiem Eintritt gezeigt und es wird einen Publikums­preis geben. Im Anschluss zeigen wir dann mit »Persepolis« und »Raw« zwei Erstlings­filme, die es in sich haben. Mehr junge Stimmen an einem Tag geht nicht. 😉 Und am Sonntag wird es mit »Déjà-vu« dann so richtig nostalgisch. Mit »Die wilden Kerle« und »10 Things I Hate about You« zeigen wir die Filme, mit denen wir aufgewachsen sind. Kitschig, catchy und gar nicht mal so schlecht beim Noch-mal-Schauen. Wir freuen uns!

»Krawall«, »Anfänge«, »Déjà-vu« – sind das auch die drei Schlagworte, für die eure Filmreihe ganz allgemein steht?

Wir haben am Anfang viel überlegt, auf welchen thematischen Schwer­punkt wir uns beschränken möchten. Wir wollten schon eine Art Wochen­ende machen, das »Kino & Krawall« wider­spiegelt, und noch einmal verdichtet aufgreifen, was die Leute von unseren regel­mäßigen Abenden kennen. Das heißt, wir beschränken uns auf kein Genre, keine geo­grafischen Orte, kein inhaltliches Thema und auch keine bestimmte Zeit. Wichtig ist uns immer eine Mischung, weil auch junge Leute nicht ständig auf die gleichen Themen »reduziert« werden wollen. Mit den drei Motto­tagen haben wir das Gefühl, dem gut zu entgehen und uns treu zu bleiben: Junger Film der neuen Generation trifft jungen Film mittlerweile etablierter Film­schaffender. Kurzfilm trifft Langfilm und nostalgische Filme aus den 2000ern treffen die natürlich nicht wegzu­denkende Party!

Bei »Kino & Krawall« geht’s immer auch um mehr als »nur« Film. Mit welchem Rahmen­programm feiert ihr euer Jubiläum?

Über die zwei Jahre haben wir mit vielen anderen Orgas rund ums Kino zusammen­gearbeitet. Einige von ihnen, zum Beispiel Vienna Shorts, Youki oder die Video- & Filmtage, haben wir gebeten, zu je einem Langfilm einen Kurzfilm aus­zusuchen. Worauf wir uns auch wieder freuen ist das »Füm Quiz« von Cinema Next. Mit dem Format wurde schon durch Österreich getourt und wir durften damals das Wiener Quiz im Café Siebenstern hosten. Diesmal werden wir im Foyer des Stadt­kinos quizzen. Und zu jedem Geburts­tag gehört schließlich auch das Feiern: Freitag­abend groß im Celeste und am Samstag treffen wir uns dann nach »Raw« noch mal im Schikaneder.

Ihr wendet euch an ein junges Publikum, das mit Streaming auf­gewachsen ist. Welchen Stellen­wert hat das Kino für diese Generation und für euch?

Dieser »Tod des Kinos«, der in der Frage implizit enthalten ist, stellt sich uns als Frage überhaupt nicht. Wir finden ja ein Publikum. Und dieser Prozess ist absolut nicht abgeschlossen: Bei jedem Screening fragen wir im Saal, wer zum ersten Mal dabei ist. Und mindestens die Hälfte der Anwesenden meldet sich. Wir checken das auch nicht, um ehrlich zu sein. Jung, alt, jünger. Wir sehen immer wieder neue Menschen bei uns im Saal. Klar, wir haben natürlich nicht ansatzweise so um ein regel­mäßiges Publikum zu kämpfen wie die Kinos, die in einem daily business schwarze Zahlen schreiben müssen. Und doch ähneln sich die Gespräche nach dem Film häufig: »Schon ewig nicht mehr im Kino gewesen – eigentlich eh urleiwand.« Um ehrlich zu sein, haben wir aber auch so das Gefühl, dass in den Wiener Kinos gerade total viel passiert: Es gibt viele tolle Specials, Film­reihen etc. und es ist teilweise schwierig, ohne Reservierung an Tickets zu kommen. Oft sind es dann haupt­sächlich die jüngeren Leute, die den Saal belagern. Wir haben also kaum das Gefühl, dass die Jungen nur noch streamen würden, im Gegenteil. Es macht halt einfach Spaß, sich mit 70 bis 80 Leuten in einem Raum einer Atmosphäre hinzugeben. Gemeinsam die Scheu­klappen runterzunehmen, ist viel einfacher als allein daheim. Krawall geht eben nur im Chor und deswegen ist Kino einfach geil, Oida. ❤️

»Auf Anfang«, das Jubiläums­wochenende von »Kino & Krawall«, findet von 2. bis 4. Februar 2024 in Wien statt, vor allem im Stadtkino im Künstlerhaus.

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