»Viele Wege führen nach Wien« – Kreiml & Samurai über ihr neues Album »Auf olle 4re«

Das Wiener Hip-Hop-Duo Kreiml & Samurai gibt sich auf seinem neuen Album gewohnt beschwingt, zeigt dabei aber auch neue Facetten. Für dieses kühne Unterfangen haben sich die beiden mit Producer-Legende Brenk Sinatra zusammengetan und ein Album gemacht, das vor bildhaften Schilderungen nur so strotzt. Ein Interview zu »Auf olle 4re«.

© Alex Dietrich

Dem Schweinehund zum Trotz haben sich Kreiml & Samurai tatsächlich dazu aufraffen können, ein neues Album zu machen. Was genau hat euch zu diesem Schritt veranlasst?

Samurai: Ich würde sagen, wir haben das in inniger Umarmung mit dem Schweinehund zustande gebracht. Er ist unser Freund und Wappentier. Wir haben mittlerweile schon das vierte Album in seinem Schatten veröffentlicht. Sein Ruf ist negativ besetzt, weil man ständig denkt, ihn etwa bekämpfen oder besiegen zu müssen. Wir hingegen umarmen ihn in einer Zeit, in der scheinbar alles optimiert gehört. Er ist ein ganz gemütlicher Wegbegleiter. Daher gehen wir Hand in Hand mit ihm durchs Leben und nehmen uns Zeit für Musik und Kreativität.

Kreiml: Uns gefällt es ja, was wir da machen. Es ist jetzt nicht so, dass wir uns dazu aufraffen müssten. So ist es bei uns bisher dazu gekommen, dass im Zweijahresrhythmus ein neues Album entsteht.

Der Plot liest sich wie ein Best-of der Wiener Beislkultur. Woher bezieht man seine Inspiration für so ein Projekt?

Kreiml: In erster Linie aus Wien, der Stadt in der wir leben, und den Ecken, in denen man sich herumtreibt. Sonst aus Sachen, die einem gefallen – sei es das Wienerlied oder Serien wie »Kaisermühlen Blues«. Das ist der Kosmos, aus dem wir unsere Inspiration beziehen.

Samurai: Und sicher auch aus diversen Beisln. Die von der etwas grindigeren Sorte interessieren uns hierfür mehr. Das finden wir spannender als dieses glänzende, schöne Gucci-Gangstertum. Wir kommen mit der Dreckschleuder vorbei, und nicht etwa im Maserati.

Ihr bewegt euch damit abseits vom für Hip-Hop typischen Jargon. Inwiefern seht ihr eure Ausdrucksweise in der Tradition des Wienerlieds?

Samurai: Zum Teil. Mir gefällt vieles von diesen alten Wienerliedern. Vor allem Qualtinger und Sowinetz haben wirklich gute Texte. Das ist für mich eine Inspirationsquelle und zitiere ich auch stellenweise bewusst. Aber wir haben ganz viele verschiedene Einflüsse. Daher würde ich unsere Musik nicht als das moderne Wienerlied sehen.

Kreiml: Womöglich gibt es da einen Zusammenhang, auch weil wir immer wieder danach gefragt werden. Aber es ist nicht bewusst daran angelehnt. Ein Einfluss ist erkennbar, weil Wien eben die Stadt ist, in der wir uns hauptsächlich bewegen. Dadurch gewinnt sie viel Einfluss und wird zu Papier gebracht. Vielleicht wird man dadurch zwangsläufig in diesem Kontext gesehen.

Samurai: Wir versuchen bewusst, nicht irgendwas zu kopieren oder in irgendein Kerbholz zu schlagen. Es scheint so, als würden wir diesen Eindruck vermitteln, aber es ist eigentlich relativ wenig überlegt. Es geschieht oft im Nachhinein, dass das als Konzept ausgelegt wird. Das ist auch in Ordnung, aber es ist nicht so, dass wir das Wienerlied 2.0 machen wollen. Wir haben uns unseren eigenen Schweinehund-Mikrokosmos aufgebaut.

Wie kam die Zusammenarbeit mit eurem Producer Brenk Sinatra konkret zustande?

Kreiml: Wir haben Brenk und seine Beats immer schon sehr gefeiert. Zum Beispiel »Chop Chop 2« mit Fid Mella, das auch einen sehr starken Bezug zu Wien hat – aufgrund der Samples, die verwendet wurden. Für die O5-Produktion, bei der ich auch dabei war, hat er den Beat geliefert. Da hat man sich besser kennengelernt. Bei der Albumproduktion haben wir mal begonnen, etwas über seine Beats zu machen. Das hat gut geklappt, und auch persönlich hat es gepasst. So ist es dazu gekommen, dass wir ein ganzes Album gemacht haben.

Samurai: Nach den ersten paar Tracks hat es gleich gefunkt. Er ist ein extremer Tüftler und will, dass alles zu 100 % stimmt. Gerade bei der Finalisierung war er dahinter, dass alles ein gewisses Niveau hat. Er weiß genau, wie was klingen soll, und gibt keine Ruhe, bis das erreicht ist. Die Texte und Vocals waren unser Part, da hat er uns nicht hineingeredet. Jetzt klingen wirklich alle Tracks wie aus einem Guss. Vom Mixing und Mastering her ist es das Ausgefeilteste, was wir bisher gemacht haben.

Auf dem Album findet sich eine hohe Dichte an verschiedenen Stimmungen. Wie seid ihr im Entstehungsprozess vorgegangen?

Kreiml: Aufgenommen haben wir, wie seit jeher, bei Jakub »Ill Eagle« Benklewski.

Samurai: In seinem begehbaren Kleiderschrank, um genau zu sein.

Kreiml: Die Herangehensweise gestaltete sich recht unterschiedlich. Wir hatten teilweise schon geschriebene Texte und haben ihm die vorgerappt. Er hat dann in diese Richtung weitergebastelt. Manche Sachen sind von Null auf über seine Beats entstanden. Es gab da kein Patentrezept.

Samurai: Oft hat man zuerst die Idee und braucht einen Beat. Das kommt darauf an, wie man selbst gerade drauf ist. Manchmal hört man sich den an und kommt auf irgendeinen Satz oder eine Idee. Es kann in ganz verschiedenen Bahnen verlaufen. Viele Wege führen nach Wien.

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