Das Wiener Hip-Hop-Duo Kreiml & Samurai gibt sich auf seinem neuen Album gewohnt beschwingt, zeigt dabei aber auch neue Facetten. Für dieses kühne Unterfangen haben sich die beiden mit Producer-Legende Brenk Sinatra zusammengetan und ein Album gemacht, das vor bildhaften Schilderungen nur so strotzt. Ein Interview zu »Auf olle 4re«.
»Boulevard« und »4re vor 12« beweisen, dass ihr thematisch auch neue Akzente setzen konntet. War es nun mal an der Zeit die letzten Jahre zu verarbeiten und dabei den Status quo zu ermitteln?
Kreiml: Es ist richtig beobachtet, dass bei den eben genannten am meisten Persönliches durchscheint. Das war kein bewusster Move, das hat sich schlichtweg so ergeben. Wir werden ja auch älter.
Samurai: Man findet im Allgemeinen schon mehr Persönliches drinnen. Es ist aber nicht so, dass wir nur Autobiografisches schreiben wollen. Irgendwie kam das automatisch aus uns raus, wodurch das Album persönlicher und nachdenklicher geworden ist. Auch wenn sich das nicht konstant durchzieht, so Nummern wie die beiden findet man auf den vorherigen Alben nicht. Wir wissen nicht genau woher das kam, aber es war definitiv kein taktisches Kalkül dahinter. Das musste scheinbar einfach mal raus. Wir sind froh, dass es sich trotzdem mit unserer Attitude ausgeht.
Kreiml: Fühlt sich jedenfalls mal leiwand an. Keine Ahnung, wie es in Zukunft sein wird. Vielleicht werden wir noch weiter in diese Richtung gehen. Wir haben da keinen Plan, das wird sich schon zeigen.
Samurai: Es vermittelt trotzdem eher ein Gefühl als eine Story, die sich genau so zugetragen hat. Auch »4re vor 12« beschreibt das Gefühl der Tristesse und des sich nahenden Endes. Obwohl es mir privat gut geht, kenne ich diese Emotionen. Von dem her ist es immer schwer zu sagen, was real ist und was nicht. Auf der Gefühlsebene ist alles real, was man da vermittelt, sonst würde man es nicht tun. Ein Album ist für mich keine Sammlung von Tagebucheinträgen. Da habe ich einen anderen Anspruch an meine Texte und meine Kunst.
Kreiml: Das kann ein Gefühl sein oder irgendeine Szene, die du beobachtest. Irgendetwas, das dir passiert, und das verarbeitest du auf deine Weise.
Samurai: Ein Funken Wahrheit steckt in allem drin. Der Grat, auf dem wir wandeln, macht diesen Zauber irgendwo erst aus – dass Unterschiedliches herausgehört werden kann. Das will ich den Leuten gar nicht so genau verraten. Da muss man schon selbst ein bisschen die Fantasie schweifen lassen. Wer bei unseren Livekonzerten war, weiß: Wir sind keine Kinder von Traurigkeit.
Welche Ziele können Kreiml & Samurai auf dem Rücken des Schweinehundes noch erreichen?
Kreiml: Das ist eine Frage, die wir uns selbst nie stellen. Vielleicht aus Selbstschutz, weil es leiwander ist, nichts zu erwarten und dafür positiv überrascht zu werden. Das ist Teil des Schweinehund-Daseins, keine zu argen Zukunftspläne schmieden, sondern schauen, was passiert. Klar versuchen wir, gewisse Dinge zu professionalisieren. Doch sich große Ziele stecken – das war nie so unser Ding.
Samurai: Wenn man zu sehr auf das Ziel fixiert ist, wo bleibt dann der Weg? Du musst schauen, dass du im Moment bist und das machst, an das du glaubst. Den Rest kann man nicht beeinflussen. Das liegt nicht in unserer Hand.
Kreiml: Wir können nur das machen, was uns selbst gefällt. Das wird auch weiterhin unser Ziel sein. Wir wollen uns nicht in irgendwas festfahren, von dem wir glauben, es machen zu müssen. Wohin die Reise geht, weiß nur der Schweinehund selbst.
Samurai: Am Ende des Tages ist das Wichtigste, dass man sich noch in den Spiegel schauen kann. Es besteht natürlich immer die Gefahr – je professioneller das Ganze wird –, dass die Freude daran verloren geht. Wir freuen uns natürlich, wenn es so weitergeht, wie bisher. Aber es kann auch sein, dass der Höhepunkt bereits erreicht ist und wir irgendwann wieder weniger Medienresonanz kriegen. Das ist für uns auch okay.
Kreiml: Wir möchten das, was wir machen, gerne tun und das ist mit Zahlen nicht bemessbar. Und leiwande Livekonzerte spielen, die auch den Leuten gefallen. Mal schauen, was noch möglich ist.
Samurai: Wir sind stets organisch und konstant gewachsen. Ohne die, die uns immer begleitet haben, wäre das nicht gegangen. Scheinbar hat ihnen das bisher gefallen, deshalb probieren wir, das weiter so zu machen. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass da noch ein bisschen was geht. Wir wollen auf jeden Fall, dass all unsere KonzertbesucherInnen, eine schöne Zeit haben.
Das Album »Auf olle 4re« von Kreiml & Samurai ist am 21. Februar 2020 bei Honigdachs erschienen. Alle geplanten Konzerte für März mussten aufgrund der Corona-Krise verschoben werden. Die bisher fixierten Ersatztermine: 26. September, Wien, Gasometer — 6. November, Innsbruck, Music Hall — 7. November, Lustenau, Carini Saal — 9. November, München (DE), Backstage — 22. Jänner 2021, Hamburg (DE), Häkken — 23. Jänner 2021, Berlin (DE), Badehaus. Aktuelle Infos dazu hier. In Anbetracht der kurzfristigen Absagen melden sich das Duo heute, also am 21. März, um 20 Uhr mit einem Gratiskonzert via Livestream aus der Quarantäne.