Vergangene Woche machten abstrakte norwegische Banknoten die Runde. Das war aber nicht das erste Mal, dass Künstler ungewöhnliches Geld entworfen haben.
Banknotenkunst Alfons Maria Mucha 01
Der tschechische Künstler Alfons Maria Mucha begann seine Karriere als Autodidakt und hat in seiner Rolle als Künstler den französischen Jugendstil um die Jahrhundertwende maßgeblich beeinflusst. Den Durchbruch schaffte er durch einen Auftrag der berühmten Schauspielerin Sarah Bernhardt, die er auf einem Plakat illustrierte. 1918 entwarf er Banknoten und Briefmarken für den Tschechoslowakischen Staat.
Banknotenkunst Ferdinand Hodler
Ferdinand Hodler wurde von der Schweizer Nationalbank 1938 beauftragt, die Landarbeit auf dem 50- und 100-Franken-Schein künstlerisch zu inszenieren. Das Motiv des Holzfällers sollte dabei die Bändigung der Natur durch den Menschen, durch Gewinnung neuen Ackerlandes, symbolisch darstellen. Diese Thematik auf einem Geldschein wäre in unserem heutigen, von Nachhaltigkeit geprägtem Zeitalter kaum mehr denkbar.
Banknotenkunst Gustav Klimt
Von Gustav Klimt gestaltete 50-Kronen-Banknote von 1902, in Zusammenarbeit mit Rudolf Rössler. Die Entwürfe der Künstler wurden beim 10-Kronen-Schein und dem 50-Kronen-Schein berücksichtigt. Gut erhaltene Scheine sind laut Herrn Mag. Kodnar, Herausgeber des Katalogs der österreichischen Banknoten ab 1759, bis zu 1400 Euro wert.
Banknotenkunst Hans Erni
Hans Erni gestaltete 1938 gemeinsam mit Victor Surbek die Banknotenserie in der Schweiz, die ebenfalls als Reservelinie diente. Die 1000-Franken-Note gilt als bedeutungsvoll, da die Künstler trotz drohendem Weltkrieg eine Version der Schweiz portraitierten, die Wohlstand, Technologie und Fortschritt symbolisieren sollte. Die Einflüsse Ernis, die vor allem Picasso und Braques sind, finden sich in den Entwürfen wieder.
Banknotenkunst Koloman Moser
Koloman Moser, ein bedeutender österreichischer Maler, Grafiker und Kunstgewerbler, zählt zu den namhaftesten Vertretern des Wiener Jugendstils. 1910 gestaltete er die 100-Kronen-Banknote. Die Besonderheit bei diesen österreichisch-ungarischen Banknoten war die zweisprachige Bedruckung: Eine Seite für die österreichische Reichshälfte, eine für die ungarische. "In bankfrisch (das bedeutet ungebraucht, wie frisch aus der Druckpresse) kann man für die Scheine von Koloman Moser mit bis zu 2000 Euro rechnen", meint Mag. Johann Kodnar.
Banknotenkunst Leon Carre
Der französische Künstler und Illustrator Léon Carré war vor allem für seine orientalischen Einflüsse bekannt. Das Banknotendesign für die tunesische 1000-Franc-Note zeigt sehr detailliert eine Familie in mediterraner Umgebung.
Banknotenkunst Oldrich Kulhanek
Oldřich Kulhánek gilt als bedeutender tschechischer Grafiker und Maler, der durch seinen realistischen Stil Mitte der Sechziger seinen großen Durchbruch schaffte. In seinen Werken thematisiert er häufig die Verurteilung von Unrecht, Gewalt, Heuchelei und falscher Moral. Seine Stalin-Karikatur brachte dem Künstler und bekennenden Kommunismus-Kritiker ein lebenslanges Ausstellungsverbot in seiner Heimat ein.
Banknotenkunst Roger Pfund
Der Euro-Entwurf von Roger Pfund ist besonders abstrakt. Die Umsetzung scheitete unter anderem an einer repräsentativen Umfrage der Bevölkerung der wahrscheinlichen Euro-Länder. Dieses Design wurde auf den ersten Blick nicht als Zahlungsmittel, sondern eher als Kunstwerk wahrgenommen.
Banknotenkunst Snohetta
Der aktuellste Aufreger kommt aus Norwegen: Das norwegische Papiergeld soll ab 2017 in neuem Look auftreten. In einem Designwettbewerb im Frühjahr 2014 haben acht Designer ihre Entwürfe eingereicht. Die Designs von The Metric System, einem Grafikdesign-Studio, und Architekturbüro Snøhetta werden derzeit von der Notenbank favorisiert.
Banknotenkunst The Metric System
Der Entwurf von The Metric System für das Norwegische Papiergeld im Rahmen des Designwettbewerbs.
Die Banknote hat ihr traditionelles Kleid nie so wirklich abgelegt. Jedoch haben zahlreiche Künstler auf der ganzen Welt immer wieder ihren Beitrag dazu geleistet, um dem schnöden Papiergeld eine fantastische Note zu verleihen. Geld ist immerhin eines der Dinge von Gevatter Staat, mit denen man neben einer Flagge oder Hymnen ganz alltäglich zu tun hat. Geld eignet sich außerdem ein Image nach außen zu tragen. Auch am Ende der Donaumonarchie gab es Versuche ein einiges, von nationalen Symbolen relativ befreites Bild zu kreieren. Der Jugendstil wäre dafür geeignet gewesen. Die Entwürfe waren damals sogar im Umlauf. Auf Nachfrage bei den Experten von Geldschein.at, Mag. Johann Kodnar, sogar länger: "Die beide Noten von Klimt (10 Kronen, 1900 und 50 Kronen, 1902) sowie die 100 Kronen, 1910 von Koloman Moser waren ganz regulär im Umlauf! Von Klimt existieren außerdem weitere Entwürfe im Archiv der Nationalbank, die nicht realisiert wurden." Gut erhaltene Scheine sind heute von 100 bis 2000 Euro wert.
Auch bei der Gemeinschaftswährung Euro gab es lange Diskussionen, um nur ja kein Land und keine Geschichte zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Die Nationen konnten sich immerhin im Kleingeld austoben. Das große Ganze, das überließ man einem gemeinsamen Europa.
Abstraktes Geld
Nun hat Norwegen neues Papiergeld vorgestellt und die halbe Welt ist aus dem Häuschen, zumindest jene, die etwas mit abstrakten Designs anfangen kann. Und selbst die Designs, die abgelehnt wurden, sind oft sehenswert. Ganz radikal ist dieser Schritt nicht. Wenn Papiergeld in Zukunft immer weniger wichtig wird, kann einfach mal eine relativ verrückte Idee umgesetzt werden.
Ob modern oder klassisch, von Gustav Klimt, über Roger Pfund bis Léon Carré. Hier gibt es keine kleine Rundschau durchs Papiergeld.
Die abstrakte Rückseite der neuen norwegischen Geldscheine zeigt verschiedene Ansichten der Küste anhand der Beaufort-Skala für die Windstärke verzerrt.: Je höher der Wert der Note, desto stärker der Wind und abstrakter das Bild. Für den Entwurf zeichnet das Architekturbüro Snøhetta verantwortlich.