Drei Minuten dauert der Stop-Motion-Animationsfilm »Golden Strings« von Lisa Lamprecht, Elja Stawinski und Julia Langegger. Seine Umsetzung hat mehr als ein halbes Jahr gedauert. Mit viel Liebe zum Detail thematisiert er eine Beziehung zwischen Mutter und Tochter und den Versuch, sich aus dieser engen Bindung zu lösen. Der Kurzfilm ist nun kostenfrei in der Cinema Next Series zu streamen. Im Interview geben uns die Filmemacherinnen Einblick in den aufwendigen Prozess, der beeindruckende Ergebnisse erzielte.

»Golden Strings« ist die nächste Veröffentlichung in der Cinema Next Series, die regelmäßig auf der Streamingplattform Kino VOD Club kostenlos spannende Filme von heimischen Filmtalenten präsentiert.
In euren eigenen Worten: Worum geht es in »Golden Strings«?
Lisa Lamprecht, Elja Stawinski und Julia Langegger: Die Geschichte spielt in einem abgelegenen Wald, wo Mutter und Tochter gemeinsam in einem kleinen Haus leben. Von klein auf wird die Tochter von ihrer überfürsorglichen Mutter behütet und kontrolliert – aus Angst, es könnte ihr etwas zustoßen. Als die Tochter älter wird, wächst in ihr der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Doch der Versuch, sich aus der engen Bindung zu lösen, hat tragische Folgen.
Das Drehbuch für diesen Kurzfilm hat Lisa gemeinsam mit Isabella Matschl geschrieben. Was hat euch dazu inspiriert?
Isabella und Lisa ließen sich von der Kurzgeschichte »The Husband Stitch« von Carmen Maria Machado inspirieren, besonders von der Idee der unsichtbaren Fäden, die Menschen miteinander verbinden. Diese Metapher wollten sie auf eine visuelle Weise im Stop-Motion-Stil umsetzen. Ihr Ziel war es, eine Geschichte zu erzählen, mit der man sich auf mehreren Ebenen identifizieren kann – sowohl aus der Perspektive eines Kindes als auch aus der eines Elternteils. Gleichzeitig galt es, die Produktionsbedingungen im Blick zu behalten: keine Dialoge, wenige Charaktere und reduzierte Settings. Diese Einschränkungen halfen dabei, die Erzählung auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Euer Film ist auf der FH Salzburg im Rahmen des Studiengangs Multi Media Art entstanden. Die Stop-Motion-Animation habt ihr zu dritt übernommen. Wie kann man sich den technischen Aufwand hinter diesem Film vorstellen? Wie viel Zeit braucht es, um so einen liebevoll-detaillierten Drei-Minuten-Film umzusetzen?
»Golden Strings« war unser Abschlussprojekt an der FH Salzburg – und zugleich unser erster Schritt in die Welt des Stop-Motion-Films. Einen klaren Umsetzungsplan zu erstellen, war zu Beginn gar nicht so einfach. Das Screening beim Creativity Rules Festival Ende Mai setzte den fixen Abgabetermin, damit war der Zeitrahmen von Anfang an definiert. Die Pre-Production dauerte rund vier Monate. Da wir währenddessen im Praktikum waren und nicht in Salzburg, mussten wir die Aufgaben so verteilen, dass jede individuell arbeiten konnte. In dieser Phase entstanden Concept-Art, wichtige Assets und die meisten Puppen. Auch erste Tests zur Computerintegration sowie eine 3D-Previs zur Planung von Kamera, Bewegungen und Licht wurden erstellt – eine große Hilfe beim späteren Dreh. Die eigentliche Animation schafften wir in etwa zwei Monaten. Im Schnitt waren es fünf Sekunden Film pro (gutem) Arbeitstag, animiert von Lisa, Elja oder Julia in einem Team bestehend aus zwei Personen.


Und wie ist für euch die Arbeit im Kollektiv? Würdet ihr euch überhaupt so nennen? Wie habt ihr entschieden, welche Aufgaben von wem übernommen werden?
Aufgrund des gemeinsamen Ziels und unserer engen Zusammenarbeit können wir uns schon als Kollektiv bezeichnen, obwohl wir es nie so betitelt haben. Die Rollenverteilung ergab sich schnell – durch Vorerfahrungen und das Medium selbst. Lisa übernahm, wegen ihrer Erfahrung in einem Praktikum bei einer Stop-Motion-Produktion, die Puppengestaltung und Animation-Supervision. Elja war für Previs, Concept-Art und Setplanung zuständig, Julia für die digitalen Effekte in der Postproduktion mit After Effects. Gemeinsam bauten wir im Projektraum der FH alle Settings und Assets. Dani unterstützte uns neben dem Assets-Bau maßgeblich in ihrer Rolle als Mediendesignerin. Sie erstellte Logo, Credits und plante die Ausstellung bei Creativity Rules. Den Dreh setzten wir – Lisa, Elja und Julia – zumeist gemeinsam in Zweierteams um. Unterstützung bei Licht, Color-Grading, Ton und Sound kam von Kommiliton*innen aus anderen Fachbereichen – und war für das Gelingen des Projekts essenziell.
Wird es weitere Arbeiten von euch als Gruppe geben oder geht ihr eurer eigenen Wege? Gibt es schon neue Projekte, auf die wir uns freuen können?
In dieser Konstellation wird es zwar kein weiteres Projekt geben – Julia ist mittlerweile als Motion-Designerin beruflich tätig. Lisa und Elja haben sich jedoch gemeinsam für das Masterstudium im Bereich Film an der FH Salzburg entschieden, wo sie ihren vollen Fokus auf Stop-Motion-Animation legen. Dort setzen sie aktuell mit einer Kommilitonin ein weiteres Stop-Motion-Projekt um. Diesmal sogar im Rahmen einer Kooperation mit dem Mozarteum, wodurch der fertige Kurzfilm dann auf der Weltausstellung in Osaka gezeigt wird. Ein spannender nächster Schritt, mit dem sie sich auch langfristig im Stop-Motion-Bereich unter dem Namen Schabernack Studios etablieren möchten.
Eine Interviewreihe in Kooperation mit Cinema Next – Junger Film aus Österreich.