Das überzeugende Debütalbum der österreichischen Supergroup ist zwischen Folk, Grunge, Pop, Post-Punk und dem Vibe der 60er angesiedelt – und lehnt sich gegen engstirnige patriarchale Strukturen auf.
Immer reden alle von diesen Ecken und Kanten, die Dinge haben müssen, damit sie es auf der Skala der Interessantheit möglichst weit nach oben schaffen. Läuft einmal etwas wirklich rund, findet es höchstens beim Frühstückskaffee Erwähnung. Tut sich jedoch eine sperrige Wendung auf, ergibt sich daraus meist schon genug Gesprächsstoff für zwei, drei abendliche Dosenbiere. Durchbrochen wird diese höchst ungerechte Verteilung von Anerkennung gerade von der Band My Ugly Clementine, die aus den ganz und gar nicht unbekannten Mitgliedern Sophie Lindinger (Leyya), Mira Lu Kovacs (Schmieds Puls, 5K HD), Kathrin Kolleritsch (Kerosin95) und Nastasja Ronck (Lucid Kid) besteht. Ihr im März erscheinendes Debütalbum »Vitamin C« als absolut runde Sache zu bezeichnen, ist nämlich nicht nur aufgrund des Bandnamens naheliegend.
Aus einem Guss
Musikalisch ist das Debüt der Klementinen irgendwo zwischen Folk, Grunge, Pop, Post-Punk und dem Vibe der 60er-Jahre angesiedelt. Eine Mischung, die auf den ersten Blick zwar genug Potenzial für allerlei kantige Widerständigkeiten und sperrige Wendungen hätte, die aber schon beim ersten Hören das angenehm wohlige Gefühl vermittelt, dass hier alles wie aus einem Guss klingt.
Deutlich mehr Widerstand verlangen dafür die Themen, denen sich die vier annehmen. So singen My Ugly Clementine im Song »Playground« gegen starre Geschlechterstereotype an und tun das dabei so überzeugend, dass der Satz »Just because I have smaller hands, doesn’t mean I can’t do what my male friends can« sehr schnell zur feministischen Kampfansage gegen engstirnige patriarchale Strukturen werden könnte. Nur weil man ein Album produziert, dass das Etikett »runde Sache« (mit all der damit verbundenen Anerkennung) mehr als verdient hat, bedeutet das schließlich nicht, dass in unserer Gesellschaft alles rund läuft. Ganz und gar nicht. Und genau deshalb wollen wir Sätze wie »If you want me to stay, accept the good, the bad, the ugly, the brain« noch sehr viel öfter hören.
»Vitamin C« von My Ugly Clementine ist heute, also am 20. März 2020, bei Ink Music erschienen.