We’re at Home, Baby! – Stimmen zur Bedeutung von FM4

Mehr denn je scheint die Zukunft von FM4 ungewiss. Es gibt einen neuen ORF-Direktor, eine neue Radiodirektorin – und auch die Position an der Spitze des Senders ist gerade neu ausgeschrieben worden. Man wolle sich FM4 »sehr genau anschauen«, heißt es. Als Jugendsender brauche FM4 einen jüngeren Kurs, so eine gern zitierte Einschätzung. Dabei ist ungewiss, ob sich ein jüngeres Publikum mit linearem Radio überhaupt noch erreichen lässt. Fest steht hingegen, dass FM4 als Homebase der österreichischen Popkultur – aber etwa auch als Kreativlabor für journalistischen Nachwuchs – von immenser Bedeutung ist und dass daher über seine Zukunft mit besonderem Bedacht entschieden werden sollte. Eine vielstimmige Hommage, die uns in dieser Einschätzung bestätigt.

Manic Youth © Benedikt Tschöscher

Manic Youth (Band)

Wir sind mit FM4 aufgewachsen. Unsere Eltern sind mit FM4 aufgewachsen. Unseren Großeltern erzählen wir von FM4, und sie wachsen weiter! 

Zweifelsohne ist dieser Sender jahrzehntelang durch die leidenschaftliche Arbeit federführend dafür verantwortlich, dass sich die ganze österreichische Musikwelt – von Hip-Hop bis Grunge über Indie-Death-Metal bis zu Techno – miteinander connectet. Und das soll auch, Herrgott noch mal, immer so bleiben! Radio FM4 veranstaltet von Geburt an ein großes Come-together aller Szenen und Subszenen, bietet Plattformen zum Diskurs, regt und turnt an. Radio FM4 gibt uns das Gefühl, dass wir diesen Planeten doch noch nicht so schnell verlassen wollen! Dafür sind wir sehr dankbar.

Jamal Hachem © Clemens Radauer

Jamal Hachem (Affine Records)

FM4 ist ohne Zweifel ein wichtiger und konstanter Begleiter für »alternative Musik« und reichweitenstarker Lautsprecher für subkulturelle Strömungen in Österreich. Damit diese (weiterhin) abgebildet und vielfältig gefeaturet werden können, reicht es allerdings nicht, den Status quo aufrechtzuerhalten. Es sollten Möglichkeiten geschaffen werden, damit viel mehr neue mutige Konzepte und redaktionelle Formate entstehen können. 

In diesem Zusammenhang ist auch dringend eine Diskursverschiebung notwendig. Denn FM4 sollte per se nicht mit algorithmengesteuerten Streamingkonzernen konkurrieren (weil grundsätzlich eine andere Disziplin) und auch nicht (scheibchenweise) ein billiger Abklatsch von etwas werden, das für die Öffentlichkeit ohnehin keinen kulturellen Mehrwert liefert und für einen deutlichen Großteil der Musiker*innen und Labels ohnehin kein praktikables Modell darstellt. Originäre Inhalte und ernsthafte Auseinandersetzung mit »jugendlicher Alltagskultur« müssen in einem öffentlich-rechtlichen Rahmen möglich sein. Wo, wenn nicht dort?

Susanna Kuschnig © Wolfgang Descho

Susanna Kuschnig (Rockhouse Salzburg)

Ohne FM4 wäre die österreichische Musikszene nicht, wo sie heute ist. Die Frage nach der Alternative beantwortet die Frage nach der Zukunft vom FM4. BTW: Und natürlich ist FM4 nicht nur Musik.

Weitere Stimmen …

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