„Trust Me“ lautet heuer das Motto des Festivals VIS Vienna Shorts. Und mit den 350 erlesenen Kurzfilmproduktionen dürfte das Vertrauen der Besucher alles andere als enttäuscht werden. Ein Interview mit Daniel Ebner, dem künstlerischen Leiter des Festivals.
Wir haben vorab mit Daniel Ebner, dem künstlerischen Leiter des Festivals, über die Popularität des VIS, die Vorzüge des Kurzfilms und das Festivalmotto „Trust Me“, gesprochen.
Ihr könnt euch dieses Jahr über einen Einreichrekord von 4000 Filmen freuen. Womit hängt dieser Erfolg zusammen?
Ich glaube, in erster Linie hängt das damit zusammen, dass wir vergangenes Jahr von der Academy Of Motion Picture Arts And Sciences in den USA als „Oscar-Qualifying-Festival“ akkreditiert worden sind. Das heißt, dass mittlerweile drei Filme, die bei uns gewinnen oder von der Jury ausgezeichnet werden, direkt auf die Longlist für die Oscars gelangen. Das ist ein relativ exklusiver Club von Festivals, die da dabei sind. Insgesamt sind es 89 weltweit. Das steigert natürlich die Attraktivität, auch für Leute, die sich überlegen, wo sie ihre Filme einreichen bzw. Premieren kriegen könnten. Das ist für uns ein Popularitätsboost gewesen.
Auf der anderen Seite, hängt es auch schon ein bisschen damit zusammen, dass wir mittlerweile ein sehr schönes internationales Netzwerk haben, das gleichzeitig auch die Filmeinreichaufrufe in die jeweiligen Communitys weiterträgt. Wir arbeiten sehr eng zusammen mit Festivals wie Sundance, Berlinale Shorts oder auch britischen Festivals wie dem Encounters oder dem Glasgow Short Film Festival. So ist es heuer ein Rekord geworden, mit dem wir eigentlich nicht gerechnet haben, weil wir auch zum ersten Mal mit Einreichgebühren gearbeitet haben. Zwischen 5 und 15 Euro – je nachdem für welche Kategorie. Das mag für manche aus dem Amateurfilmbereich schon eine Hürde sein, aber die professionelle Branche ist offensichtlich mittlerweile groß genug.
Was kann ein Kurzfilm, was ein Film in voller Länge nicht kann? Worin liegt der Reiz des Kurzfilms?
Ich finde, das Schöne daran ist, dass er sich im Grunde nicht an Regeln halten muss. Bei jedem Langfilm gibt es eine gewisse Dramaturgie, an die man sich halten muss. Das fällt beim Kurzfilm völlig weg. Im Prinzip ist es eine eigene Kunstform und eigentlich auch schwer zu vergleichen mit Langfilmen. Wobei, selbst beim Kurzfilm ließe sich das unterteilen – in Filme bis zu fünf Minuten, Filme bis 15 Minuten und Filme bis 30 Minuten. Bei 30 Minuten braucht es schon einen gewissen Erzählbogen, der dann eher in Richtung Langfilm geht, aber alles bis 5 oder 15 Minuten ist völlig frei. Es ist mehr Labor, man hat mehr Möglichkeiten, Dinge auszuprobieren, die man sonst alleine schon aus finanziellen Gründen gar nicht wagen könnte. Man muss auch nicht zwingend eine Geschichte auf 60 Minuten ausdehnen, nur damit sie lang genug ist. Man ist uneingeschränkter darin, wie man etwas vermitteln möchte.
Zu eurem diesjährigen Motto „Trust Me“: Wem kann man noch vertrauen heutzutage bzw. hilft die Filmkunst, Vertrauen zu schaffen?
Wir versuchen zumindest, es so zu drehen. Alleine die 350 Filme, die wir zeigen wollen, von denen man von den meisten zuvor noch nichts gehört hat, verlangen schon ein Mindestvertrauen vom Publikum ab. Vertrauen beginnt schon dann, wenn der Vorhang aufgeht und der Film beginnt. Dieses Einlassen auf etwas Unbekanntes kann man auch auf gesellschaftliche Prozesse umlegen. Es hat auch ein bisschen mit der Angst zu tun, die wir letztes Jahr thematisiert haben und die sehr stark umgegangen ist – sei es vor Flüchtlingsströmen oder politischen Eliten, die ihre Macht ausnützen. Sich vor diesen Dingen zu fürchten, ist ebenso ein falscher Ansatz, wie das Vertrauen in das Miteinander oder in demokratische Institutionen aufzugeben.
Welches ist deiner Meinung nach zurzeit das Filmland Nummer eines in Europa?
Das ist für uns eindeutig Portugal. Da passiert wahnsinnig viel auf unglaublich hohem Niveau. Alleine in den letzten zwei, drei Jahren haben jeweils portugiesische Filme bei den Berlinale Shorts Hauptpreise gewonnen. Auch der Regisseur von „Small Town“, der die Berlinale in diesem Jahr gewonnen hat, ist bei uns zu Gast. In Portugal wird wahnsinnig viel vorgezeigt: die Lust am Erzählen kombiniert mit dem Erfinden von Geschichten, wie es in kaum einen anderen Land der Fall ist. Dort gibt es eine unglaublich lebendige Szene, die auch keinen Unterschied zwischen Kurzfilm oder Langfilm macht. Da wird beides gleich gefeiert und ernstgenommen. So etwas würden wir uns für Österreich auch wünschen.
Die 14. Ausgabe des Festivals VIS Vienna Shorts findet von 1. bis 6. Juni 2017 statt. Tickets dafür können direkt über den Timetable auf der Homepage gekauft werden.