Hinter den Lokalen Kreisky, Bukowski, Einhorn, Café Kafka, Café Nahid und Horvath stehen dieselben Betreiber. Wie es zu den vielen Beisln kam und warum die Namensgebung vom Kreisky politisch motiviert war, hat uns einer davon bei einem – für Bukowski-Verhältnisse – ungewöhnlich frühen Besuch um 16 Uhr verraten.
Wer ist generell als Gast bei euch gerne gesehen, wer eher nicht? Denkt man über so was aktiv nach?
Ja, schon. Das ist sogar ein sehr wichtiger Punkt für uns, der aber nicht immer so leicht erklär- bzw. umsetzbar ist. Von der Mentalität her haben wir eher sehr alternative Studentenlokale. Was sie eigentlich ausmacht, ist die bunte Vielfalt derer, die kommen. Das können gerne durchgeknallte Vögel sein, aber: Man muss seine Grenzen kennen und sich rudimentär zu benehmen wissen. Dann ist man bei uns eigentlich schon fast richtig.
Unterscheidet sich eigentlich das Publikum im Kreisky z. B. vom Publikum im Bukowski?
Ja, aber das ist schwer zu beschreiben. Im Bukowski ist das Publikum im Schnitt vielleicht ein wenig jünger. Das Kreisky hat das studentischste – wobei man hier aufpassen und wahrscheinlich eher schon von Berufsstudenten sprechen muss (lacht). Das Einhorn ist für Junggebliebene und Übergebliebene. Das Einhorn ist überhaupt ein ganz eigener Kosmos. Dort bist du richtig oder falsch, dazwischen gibt es nichts.
Was ist eine der besten Storys, die bisher bei euch passiert sind?
Die derzeit lustigste Story aus unserer Warte ist, dass uns im letzten Jahr 17 Klobrillen aus dem Kreisky gestohlen wurden. Wir wissen nicht warum, und ich kann mir auch nicht erklären, was man mit einer Klobrille aus einem Lokal will – aber ja. Man muss schon dazu sagen, eigentlich gibt es solche Storys gar nicht. Das Schöne an den Lokalen ist nämlich: Was auch immer im Kreisky passiert, bleibt im Kreisky, und was auch immer im Bukowski passiert, bleibt im Bukowski, und so weiter. Man hat’s erlebt, aber man hält den Mund. Nicht weil’s verlangt wird, sondern weil es einfach so ist. Grundsätzlich passiert schon viel Lustiges, auch Dramatisches, aber das dringt selten nach außen. Darüber sind wir sehr froh, auch wenn’s – zugegeben – gar nicht unser Verdienst ist.
Was macht die Crew der Lokale aus?
Die Leute hinter der Bar sind eigentlich unser Erfolgsrezept. Fast niemand arbeitet bei uns, weil er es muss, sondern weil er es will und weil er es gerne macht. Die Teams unter den Lokalen verstehen sich auch sehr gut. Viele sind teilweise nicht nur Arbeitskollegen, sondern wirklich gute Freunde. Bei uns gibt es auch ganz bewusst keine Profis. Wir bieten keinen super Service an. Wir haben das lustigste Service, aber bei weitem nicht das beste – und das passt so.
Das Kinski fällt ein wenig aus der Reihe, weil es als Club in Schwedenplatz-Nähe nur am Freitag und Samstag aufsperrt. Wie kam’s zu diesem Standort?
Mittlerweile wird es nicht mehr von uns geführt. Es war geografisch vom Rest zu sehr abgeschlagen. Der Schwedenplatz hat auch ein anderes Klientel und wir waren dort einfach nicht authentisch. Man muss sich Fehler auch eingestehen, deswegen haben wir es gelassen.
Ist Wien generell eine gute Stadt für Gastro? Was fehlt in Wien bisher?
Wien ist eine Katastrophe für Gastro. Die letzte gastronomische Innovation aus Wien war das Wiener Kaffeehaus. Was die Stadt dringend brauchen würde, wäre mehr behördliche Toleranz. Dann könnte wieder etwas Neues entstehen. Ein kleines Beispiel dafür ist das Thema Streetfood. Die ganze Welt feiert Streetfood und hier versucht man es quasi zu unterbinden. Das ist sehr bezeichnend. Man hat in Wien schon oft das Gefühl, dass man als Lokalbetreiber der Staatsfeind Nummer eins ist. Das gilt nicht generell für alles, aber viele Dinge werden wirtschaftstreibenden Unternehmern fast unmöglich gemacht. Stichwort: Emissionsbestimmungen. Oder Lärmschutzauflagen, die surreal sind.
Viele Wiener Lokale wie u. a. auch das Celeste haben regelmäßige Probleme mit Anrainern. Wie sieht es dahingehend bei euch aus?
Es gibt schon immer wieder Probleme, aber zurzeit haben wir sie hoffentlich relativ gut im Griff. Das liegt auch daran, dass wir einen Platzwart beschäftigen, der vor den Lokalen für Ruhe sorgt – was nicht immer so einfach ist. Problematisch ist, dass den Lokalbetreibern quasi jede/r, die/der kurz vorbeigeht, angelastet werden kann. Es sind zwar selten viele Anrainer, die sich beschweren, aber es reichen ja auch nur ein paar, die es drauf anlegen. Am Spittelberg ist dieses Thema vielleicht noch ein wenig sensibler, aber die Reaktionen sind eher saisonal- als standortabhängig. Im Sommer ist alles ein Problem.
Im Kreisky werden auch die „Bar Talk“-Videos gedreht. Ein Interviewformat von Juan und Anna von der Kreisky-Crew. Hier könnt ihr die Folge mit Adam Green nachschauen.