AustroTOP – Die 100 wichtigsten österreichischen Popsongs

50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?

30. Lolita »Seemann« (1960)

Muss man erst einmal schaffen: Von St. Pölten bis in die weite Welt hinaus. Elisabeth Zuser alias Lolita hat mit ihrem Evergreen auch den großen Teich überquert. Ein Schlager, ein Klassiker des guten Geschmacks und bis heute Anstoß zu großer Sehnsucht und unaufhaltsamem Fernweh, der in Deutschland auf Platz 2 kletterte und mit englischem Voiceover sogar in die Top Five der US-Charts emporstieg. Die UK-Version von Petula Clark chartete ebendort ganz oben. Ein Welthit aus Niederösterreich. (do)


29. Francis International Airport »Amnesiacs« (2010)

Sie bespielten den internationalen Festivalzirkus von Eurosonic bis Primavera und kündigten dort als Vorreiter das österreichische Popwunder der 10er-Jahre an. Der große Erfolg blieb den nach einem fiktiven Videospiel-Flughafen benannten Francis International Airport selbst jedoch verwehrt. Dabei ist das euphorische »Amnesiacs« das perfekte Abbild der damaligen Aufbruchsstimmung: »It’s gonna be a great, great deal for all of us!« Diese Band darf nicht in Vergessenheit geraten. Auf ihren Schultern stehen GigantInnen. (ae)


28. Edelweiss »Bring Me Edelweiss« (1988)

Ein Projekt, das nur aus Funfacts besteht: Edelweiss waren unter anderem Matthias Schweger, der später den Musiksender Viva gründen wird, und Walter Werzowa, der den Intel-Jingle komponieren wird. Gemeinsam wurde das Ratgeberbuch »The Manual« von The KLF befolgt, in dem vorexerziert wird, wie man ohne musikalische Skills oder Geld einen Nummer-eins-Hit schreibt. Vor allem: samplen, was das Zeug hält. Sängerin Maria Mathis war später Moderatorin beim Gewinnspiel-Scam-Sender 9 Live. Ach ja, und Christian Clerici war auch irgendwie dabei. (tz)


27. Weather Report »Birdland« (1977)

Künstlerisch relevant und kommerziell erfolgreich? Die stilprägende Jazz- und Fusion-Band Weather Report, ins Leben gerufen von Joe Zawinul (Keyboard) und dem US-Amerikaner Wayne Shorter (Saxophon), war beides. 1977, am Höhepunkt ihres Schaffens, erschien mit dem Instrumental »Birdland« ein Tribute an den gleichnamigen Jazzclub in New York, das zum Big-Band-Standard werden sollte. 2010 wurde der Wiener Zawinul übrigens posthum noch mit einem Grammy für das beste zeitgenössische Jazz-Album (»75th« mit The Zawinul Syndicate) geehrt. (mf)


26. Novak’s Kapelle »Hypodermic Needle« (1968)

Komm, setz mir nach meinem Horrortrip noch den zweiten Schuss Heroin. Dass sich so ein Text drei Wochen auf Platz 1 der Ö3-Charts halten kann, grenzt an ein Wunder. Novak’s Kapelle wird mit »Hypodermic Needle« sogar zu einer Silvester-Show im Fernsehen eingeladen. Bei Konzerten beschimpfen die Musiker das bürgerliche Publikum, in ein Studio scheißen sie, nebenbei haben sie Dutzende Lokalverbote. Das Jahr 1968 hat im stinklangweiligen Österreich nicht stattgefunden. Novak’s Kapelle taten allerdings so, als müssten sie den fehlenden Aufruhr von sieben Millionen wettmachen. (sn)

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