50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?
100. Money Boy »Dreh den Swag auf« (2010)
Steige aus dem Bett, Interview mit Joiz, sheesh, Choices, walke rein in 1 Baumarkt der Marke Obi, vielleicht mit Hustensaft Jüngling und Medikamenten Manfred, frag nicht was für Saft, Orangensaft, Disslikes am Splash Festival, Becher werfen, Youtube löschen, Monte Carlo und Trap House Kitchen. Tatsächlich steht Money Boy öfter wieder auf als Jesus. Money Boy macht Rap als Meme in Perfektion. Er nimmt Old Town Road vorweg, Drake, LGoony, Taylor Swift und die 10er-Jahre sowieso. Am Anfang von allem war das Wort. Und das Wort war »Dreh den Swag auf«. (sn)
99. Sofa Surfers »Sofa Rockers« (1997)
Die Starthilfe kam von Richard Dorfmeister, dessen Remix den Sofa Surfers und ihrer Debütsingle »Sofa Rockers« international die Türen öffnete – u. a. für überzeugende Live-Shows in mehr als 25 Ländern. Kein Wunder, dass auch The Gap die Band damals aufs Cover hievte, um ihren »relaxten, eigenständigen Sound zwischen Dub, Trip-Hop und sanften Drum-&-Bass-Anklängen« zu feiern. Über 20 Jahre, diverse stilistische Schlenker und einige Brenner-Soundtracks später sind die Sofa Surfers heutzutage längst ein »household name«. (mf)
98. Hannes Patek & The Vienna Beatles »Jeannie, Jeannie, Jeannie« (1965)
Der Patek Hannes ist als Showmaster (»Star Club Wien«) und Conférencier weniger als Musiker denn als Katalysator für die aufstrebende Beat-Szene der 1960er-Jahre in Erscheinung getreten. Seine Backing-Band The Vienna Beatles haben nicht nur den Namen der Fab Four übernommen, sondern auch Gestus, Frisur und Klamotte. Nichtsdestotrotz ist die aufgenommene Version – Label-Zusatz: »Shake« – des Rockabilly-Klassikers von Eddie Cochran ein beeindruckendes Zeitdokument und hochpreisiges Sammlerstück. (do)
97. Seiler & Speer »Ham kummst« (2015)
Auch wenn man mittlerweile auf sehr vielen Hochzeiten von sehr vielen betrunkenen Onkeln hören musste, wie sehr letzte Nacht eine »schwaare Partie« war, die Relevanz von »Ham kummst« für die Geschichtsschreibung des österreichischen Pop abzustreiten, wäre dennoch falsch: Ganze vier Monate ist der doch sehr klassische Austropop-Song in den Singles-Top-Ten, treibt das »Popwunder« Mitte der 10er-Jahre auf die Spitze und öffnet nachhaltig Türen für viele heimische KünstlerInnen und deren Charterfolge. (do)
96. Salute feat. Liv Dawson »Light Up« (2017)
Nicht jede Musik, die ÖsterreicherInnen machen, muss sich auch so anhören. Nur eine Randnotiz in seiner Bio weist darauf hin, dass Felix Nyajo Wiener ist. Bereits vor der Matura schlug er als Producer Wellen. Sein Remix von Sam Smiths »Money On My Mind« erreichte ein globales Publikum. Ein baldiger Sprung in internationale Gewässer war vorherzusehen. Zum Studieren ging er nach Brighton, später wählt Salute Manchester als Heimatort. Der Cuteness-Overload in »Light Up« ist mit über drei Millionen Streams sein bis dato größter Hit. (tz)
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