50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?
5. Ja, Panik »DMD KIU LIDT« (2011)
Das Flex des Burgenländers ist einerseits die Cselley Mühle in Oslip und andererseits das Bergwerk in Neusiedl. Beide sind auch wichtige Stationen für die 2001 gegründete Band Flashbax, aus der Ja, Panik hervorgehen sollte. »Und ja, Panik treibt mich, whatever gets you through the night, it’s alright.« Durch die Nacht kommen Andreas Spechtl und seine Mitstreiter im Bergwerk und später im Flex an der Garderobe, ehe sie aus dem Land der Sonne mit einer Zwischenstation im Taschenmesser Wien in die noch größere Stadt auswandern, um in der Berliner Stralauer Allee eine WG zu gründen. Dort schmeckt das Heroin auch nicht anders als am Schottentor. Sie werden in Deutschland mit Fanfaren empfangen – die Spex bezeichnet das noch in Wien entstandene »The Taste And The Money« als die wichtigste deutschsprachige Platte seit Blumfeld und hat damit völlig recht. Wobei das mit der Deutschsprachigkeit so eine Sache ist, denn das Markenzeichen von Spechtl ist die wilde Mischung von deutschen und englischen Textfragmenten. Frankfurter Schule und Hamburger Schule finden hier zusammen, der abgenudelte Begriff Diskurspop bietet sich dafür an. Der Hedonismus im Frühwerk weicht bald allumfassender Melancholie. 2009 spielen Ja, Panik ein Konzert vor der besetzten Uni Wien, ein Jahr später spielen sie am Donaufestival eben kein Konzert, sondern performen den Auf- und Abbau ihres Equipments. Die konzeptionelle Entwicklung kulminiert im epochalen, 14-minütigen, diese Band definierenden Titelstück des gleichnamigen Albums »DMD KIU LIDT«: »Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit.« (ae)
Nächste Seite: Platz 4