50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?
1. Falco »Der Kommissar« (1981)
Wie ein Schmuckeremit steht Falcos Karriere im Garten der österreichischen Musikgeschichte. Beispiellos und doch ein Phänomen seiner Zeit. Der Bub aus Wien-Margareten, der sich selbst bis zum Weltstar instrumentalisiert. Eine Erscheinung. Das Märchen beginnt, als Johann Hölzel mit »Ganz Wien« seine Hausaufgaben macht und damit die Gelegenheit nutzt, aus dem Scheinwerferlicht seiner BandkollegInnen von Drahdiwaberl zu treten, und prompt von der Musikindustrie entdeckt wird. Robert Ponger spielt dem jungen Hansi vor, was er ursprünglich für Reinhold Bilgeri komponierte – es soll später das ikonische Instrumental von »Der Kommissar« werden. Die Liste an weit auseinander liegenden, und doch besonders persönlichen Elementen, die Falco und sein neuer Produzentenfreund in einen Song packen, ist lang. Ein Kinderlied (»Der Plumpsack geht um«), Drogen-Code, einen heftigen Basslauf, drei Sprachen. Die Bricolage wird mit einer Randnotiz aus Falcos Lebensereignissen titelgebend vervollständigt: Hans Hölzel soll in der elften Folge von »Kottan ermittelt« als Statist mitgespielt haben. Falco ist schließlich nach Kraftwerk der zweite, der sich mit einem deutschsprachigen Song in den US-Charts platziert. »Der Kommissar« entwickelt sich zum internationalen Club-Hit und gilt – seit jeher ohne größere Einwände – als das erste kommerziell erfolgreiche Rap-Stück eines Weißen. Dem Vorwurf, es könnte sich dabei um Cultural Appropriation handeln, musste sich der disruptive Falco nie stellen. Welche ungeahnten Höhen und Tiefen seine Karriere ab seinem Debütalbum »Einzelhaft« nehmen wird, ist dem jungen Bassisten ebenso wenig bewusst. (tz)
Nicht alles passt in eine Liste wie die unsere, selbst wenn sie 100 Einträge lang ist. Auch noch wichtig oder einfach nur schön: Die Bonustracks der AustroTOP-Verantwortlichen findet ihr hier.