So /high concept/ war österreichisches Kino schon lange nimmer: Mit einer genial selbsterklärend betitelten Komödie machen sich der verlässliche Genrefilmer Andreas Prochaska und das Drehbuchteam um Hauptdarsteller Michael Ostrowski daran, zu mischen, was der gesunde Menschenverstand getrennt hat:
Autor/in
Hunger
Selbstopfer im Erzählgefängnis
Videokünstler Steve McQueen zeichnet in seinem Kinodebüt einen Hungerstreik nordirischer Freiheitskämpfer von 1981 nach. Die Kompositionen sind streng, die Eindrücke stark, der Fokus problematisch eng.
Ikone mit Biografie-Überschuss
Der Unterschied zwischen einem Star und einer Ikone? „Mein Opa kennt Brad Pitt nicht, aber mein Opa kennt Bud Spencer. …"
Be Bud of it!
Web 2.0 hat sich zur großen Hoffnung für unabhängige Filmproduktionen entwickelt. Mit einem No-Budget-Dokumentarfilmprojekt über Bud Spencer machen Karl-Martin Pold und Sarah Nörenberg die Probe aufs Exempel.
Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft
Forged In Fire
Ex-Roadie Sacha Gervasi hat seinen alten Heavy-Metal-Heroen Anvil ein witziges Doku-Denkmal errichtet – und ihnen damit nach 25 Jahren Flaute ein wenig umwegrentable Popularität beschert.
Kick Off
„Ich muss dir ehrlich sagen: Weltmeister ist schwierig.“ Orhan ist seit drei Jahren clean und ein Kernmitglied der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft der Obdachlosen-Liga.
Schande
Es beginnt mit einem Blick durchs Fenster, hinter dem Jalousiengitter hervor. Gerastert und hinter Glas bleibt Südafrika dann auch für den Rest des Films.
Shutter Island
Scorsese inszeniert seine Filme nicht. Er arrangiert sie durch – Szene für Szene ein Sprühregen formaler Funken und filmhistorischer Echos –, als wollte er sich mit jeder erlesenen Sequenz gleich noch einmal toppen.
Mein Kampf
Im Wiener Männerheim hilft der gutherzige Jude Schlomo einem verstiegenen Jungkünstler namens Hitler auf die Beine.
Ein Sechstel der Erde / Das elfte Jahr
Bereits seit Mitte der 60er zählt der sowjetische Dokumentar-Avantgardist Dziga Vertov zu den Kernagenden des Österreichischen Filmmuseums:
In meinem Himmel
Wahlloses Unglück
Peter Jackson spielt in seinem neuen Film eine Handvoll Varianten durch, Alice Sebolds Familienroman „The Lovely Bones“ zu verfilmen. Die Punktesieger heißen Airbrush-Kitsch und Zeitlupen-Esoterik.
Arena
Dokumentar-Mosaik der spanischen Stierkampfkultur:
Invictus
Ein Film über Rugby in Südafrika?
The Hurt Locker
Feinarbeit an Sprengköpfen
Action-Architektin Kathryn Bigelow jagt ein Team von US-Bombenentschärfern durch den Irak: Ein schlauer Kommentar zu Soldatenhandwerk und Besatzungsalltag, ausformuliert in Bewegungsabläufen statt Sprechdurchfällen.
Lourdes
Katholizismus gibt es reichlich in „Lourdes“, barock und sinnenfreudig wird es trotzdem eine ganze Weile nicht: Jessica Hausners neuer Film beginnt mit einem Zoom, so streng und kerzengerade wie die Oberschwester, auf die er gerichtet ist.
Kapitalismus – Eine Liebesgeschichte
Seit ich gesehen habe, wie Michael Moore das Hauptquartier eines an der Immobilienkrise mitverantwortlichen US-Versicherers mit gelbem „Crime Scene“-Band umwickelt und sich bei kirchlichen Würdenträgern erkundigt, ob der Kapitalismus wirklich böse ist, habe ich das Bedürfnis, einige Kritik an Erwin Wagenhofer zurückzunehmen.
The Informant
Soll niemand sagen, dass sich Steven Soderbergh nicht auf Paradoxa versteht: Nach einem futuristisch anmutenden 40er-Noir („The Good German“) und einem distanzierten Revolutionsepos („Che“) hat der verspielte idea man mit „The Informant!“ womöglich seinen perfekten, quintessentiellen Film gedreht – und doch nur eine genügsame Farce, die schon während des Nachspanns verblasst. Die Geschichte, die „The Informant!“ erzählt, ist zu verrückt, um erfunden zu sein: Mark Whitacre (vergnügt und ausgestopft: Matt Damon), ranghoher Angestellter in einem rohstoffverarbeitenden US-Konzern, begann Anfang der 90er Jahre unter hohem Risiko, das FBI über die Preisabsprachen seines Unternehmens zu informieren. Allmählich stellte sich heraus, dass der couragierte Aufdecker selbst nicht über jeden Zweifel erhaben war.
Blutsfreundschaft
Es ist nicht nötig, das österreichische Gegenwartskino auf sein miserabilistisches Zerrbild herunterzubrechen, um zu sehen, dass Darsteller/Regisseur Peter Kern hierzulande eine solitäre Position besetzt: Der im Neuen Deutschen Film verwurzelte Kern ist ein Populist ohne Publikum – und das ist nicht als Beschimpfung gemeint, außer für das Publikum. Gerahmt von einer Ludwig Hirsch-Ballade, besetzt unter anderen mit Helmut Berger, Jazz-Gitti und Manuel Rubey (wer hätte gedacht, dass die drei in derselben Dimension existieren?), erzählt sein neuer Film in ausgesucht großen, deutlichen Kinogesten die Geschichte vom alten Wäschereibesitzer Tritzinsky (Berger: ein bewegendes Nachbild), der dem angehenden Neonazi Axel (Lampl) erliegt, weil der ihn an eine Jugendliebe aus HJ-Zeiten erinnert.
Antichrist
Neues vom Trickser
Lars von Trier hat Psychoanalyse, Naturmystik und Körperschocks zu einem Ehehorrorfilm geschichtet. Der ist nur halb so gaga, wie es aus Cannes hieß, aber trotzdem ganz in Ordnung.
Diese Nacht
Nacht ist klar in Santa Maria, und der Mann, der aus dem Zug steigt, wirkt in sich gekehrt und versonnen wie auf einer sentimentalen Erinnerungsreise. Tatsächlich geht es um Leben und Tod: