Der junge Filmclub »Kino & Krawall« feiert am Wochenende seinen zweiten Geburtstag und hat sich dafür ein eigenes kleines Filmfest ausgedacht. Party gibt’s natürlich auch wieder. Das »Kino & Krawall«-Team im Kurzinterview.
Ihr feiert kommendes Wochenende das zweijährige Bestehen von »Kino & Krawall«. Wie fällt euer Resümee bislang aus?
Vor Kurzem hatten wir ein Meeting im Café Merkur. Dabei haben wir versucht, alle Filme aufzuzählen, die wir bisher gezeigt haben. Nur die Hälfte von uns war da. Einige waren krank, einige mussten arbeiten etc. So sind die Meetings eigentlich meistens. Wir mussten jedenfalls spicken. Da haben wir gemerkt, dass die Tatsache, dass es uns jetzt seit zwei Jahren gibt, einfach absurd (und) schön ist. Die Idee zum Jubiläum kam zum Beispiel auch bei einem Krisenmeeting. Ein Termin hatte uns da ziemlich zu schaffen gemacht. Dann sind wir kurz vor die Tür, haben eine geraucht und beschlossen, ein eigenes kleines Filmfestival zu machen. Und irgendwie funktioniert es ja auch. Wir merken, dass unsere Perspektive im Wiener Kino eine Leerstelle angesprochen hat. Wir machen natürlich auch viel dafür und es gibt noch so viel mehr Stimmen, die weiterhin ungehört bleiben. Aber mal anzufangen mitzumischen, hat unglaublichen Spaß gemacht. Und bei neun Leuten gingen uns bisher auch nie die Ideen für Filme oder Gäste aus. Es gibt noch immer so viel, was wir zeigen und veranstalten wollen. Wir sind wahrscheinlich einfach alle gespannt, wie es weitergehen wird. Denn das soll es nach diesen zwei Jahren auf jeden Fall.
Zum Jubiläum gönnt ihr euch ein eigenes kleines Filmfest namens »Auf Anfang«. Was habt ihr euch dafür überlegt?
»Auf Anfang« ist unsere Art, zwei Jahre »Kino & Krawall« zu feiern. Das heißt: am liebsten ausgiebig und zusammen mit unserer Community. Der Freitag steht dafür unter dem Motto »Krawall«. Da machen wir das, was wir am besten können: Wir zeigen mit »City of God« ein richtiges Epos und feiern dann eine große Party im Celeste. Kommt alle! Am Samstag widmen wir uns dann mit »Anfänge« den ersten Schritten des Filmemachens. Ein richtiges Highlight ist dabei der Community-Filmblock, für den wir ein Kurzfilmprogramm aus Filmen kuratiert haben, die uns zugeschickt wurden. Wir sind echt megahappy mit dem sehr breit gefächerten Kurzfilmblock, der sich aus so vielen tollen Einsendungen ergeben hat. Die Auswahl war aber echt nicht easy. Die Filme werden bei freiem Eintritt gezeigt und es wird einen Publikumspreis geben. Im Anschluss zeigen wir dann mit »Persepolis« und »Raw« zwei Erstlingsfilme, die es in sich haben. Mehr junge Stimmen an einem Tag geht nicht. 😉 Und am Sonntag wird es mit »Déjà-vu« dann so richtig nostalgisch. Mit »Die wilden Kerle« und »10 Things I Hate about You« zeigen wir die Filme, mit denen wir aufgewachsen sind. Kitschig, catchy und gar nicht mal so schlecht beim Noch-mal-Schauen. Wir freuen uns!
»Krawall«, »Anfänge«, »Déjà-vu« – sind das auch die drei Schlagworte, für die eure Filmreihe ganz allgemein steht?
Wir haben am Anfang viel überlegt, auf welchen thematischen Schwerpunkt wir uns beschränken möchten. Wir wollten schon eine Art Wochenende machen, das »Kino & Krawall« widerspiegelt, und noch einmal verdichtet aufgreifen, was die Leute von unseren regelmäßigen Abenden kennen. Das heißt, wir beschränken uns auf kein Genre, keine geografischen Orte, kein inhaltliches Thema und auch keine bestimmte Zeit. Wichtig ist uns immer eine Mischung, weil auch junge Leute nicht ständig auf die gleichen Themen »reduziert« werden wollen. Mit den drei Mottotagen haben wir das Gefühl, dem gut zu entgehen und uns treu zu bleiben: Junger Film der neuen Generation trifft jungen Film mittlerweile etablierter Filmschaffender. Kurzfilm trifft Langfilm und nostalgische Filme aus den 2000ern treffen die natürlich nicht wegzudenkende Party!
Bei »Kino & Krawall« geht’s immer auch um mehr als »nur« Film. Mit welchem Rahmenprogramm feiert ihr euer Jubiläum?
Über die zwei Jahre haben wir mit vielen anderen Orgas rund ums Kino zusammengearbeitet. Einige von ihnen, zum Beispiel Vienna Shorts, Youki oder die Video- & Filmtage, haben wir gebeten, zu je einem Langfilm einen Kurzfilm auszusuchen. Worauf wir uns auch wieder freuen ist das »Füm Quiz« von Cinema Next. Mit dem Format wurde schon durch Österreich getourt und wir durften damals das Wiener Quiz im Café Siebenstern hosten. Diesmal werden wir im Foyer des Stadtkinos quizzen. Und zu jedem Geburtstag gehört schließlich auch das Feiern: Freitagabend groß im Celeste und am Samstag treffen wir uns dann nach »Raw« noch mal im Schikaneder.
Ihr wendet euch an ein junges Publikum, das mit Streaming aufgewachsen ist. Welchen Stellenwert hat das Kino für diese Generation und für euch?
Dieser »Tod des Kinos«, der in der Frage implizit enthalten ist, stellt sich uns als Frage überhaupt nicht. Wir finden ja ein Publikum. Und dieser Prozess ist absolut nicht abgeschlossen: Bei jedem Screening fragen wir im Saal, wer zum ersten Mal dabei ist. Und mindestens die Hälfte der Anwesenden meldet sich. Wir checken das auch nicht, um ehrlich zu sein. Jung, alt, jünger. Wir sehen immer wieder neue Menschen bei uns im Saal. Klar, wir haben natürlich nicht ansatzweise so um ein regelmäßiges Publikum zu kämpfen wie die Kinos, die in einem daily business schwarze Zahlen schreiben müssen. Und doch ähneln sich die Gespräche nach dem Film häufig: »Schon ewig nicht mehr im Kino gewesen – eigentlich eh urleiwand.« Um ehrlich zu sein, haben wir aber auch so das Gefühl, dass in den Wiener Kinos gerade total viel passiert: Es gibt viele tolle Specials, Filmreihen etc. und es ist teilweise schwierig, ohne Reservierung an Tickets zu kommen. Oft sind es dann hauptsächlich die jüngeren Leute, die den Saal belagern. Wir haben also kaum das Gefühl, dass die Jungen nur noch streamen würden, im Gegenteil. Es macht halt einfach Spaß, sich mit 70 bis 80 Leuten in einem Raum einer Atmosphäre hinzugeben. Gemeinsam die Scheuklappen runterzunehmen, ist viel einfacher als allein daheim. Krawall geht eben nur im Chor und deswegen ist Kino einfach geil, Oida. ❤️
»Auf Anfang«, das Jubiläumswochenende von »Kino & Krawall«, findet von 2. bis 4. Februar 2024 in Wien statt, vor allem im Stadtkino im Künstlerhaus.