Lou Asril, The Next Big Thing – »From Seidasten to Hollywood«

So eine soulige Stimme hat es in der österreichischen Musiklandschaft lange nicht gegeben und auch das distinkte, zurückgenommen-moderne visuelle Konzept ist herzlich willkommen. Lou Asril bringt im März seine erste Mini-LP heraus. Ein guter Anlass, um sich mit dem knapp 20-Jährigen zu treffen und ihn ein wenig auszufragen: zu seiner Musik, zu seinen Texten und zu seinen Zukunftsplänen.

© Anna Breit

»Ist er das?« Das Gesicht des jungen Mannes lässt sich unter einer Wollmütze kaum ausmachen, als er das Café Goldegg betritt. Es ist ausschließlich sein suchender, durch das Kaffeehaus schweifender Blick, der sicherstellt, dass es Lou Asril ist, der da hereingekommen ist.

Er kommt gerade aus Berlin. In seinem Fall bedeutet das, er hat eine etwa zehnstündige Fahrt mit einem Fernbus hinter sich. Seiner Laune scheint das keinen Abbruch getan zu haben. Er lacht viel und scheint ehrlich interessiert an Fragen zu sich und vor allem zu seiner Musik. Im Verlauf des Gesprächs bekommt man dadurch auch ein Gefühl dafür, wann man eine Frage gestellt hat, die ihn in seinem grauen Hoodie zum Grübeln bringt.

Wie ein typischer Tag in seinem Leben aussehe, oder eine Arbeitswoche? Beides gebe es nicht, antwortet Lou Asril. Jeder Tag sei anders. Dass er einen geregelten Tagesablauf, oder einen prototypischen Alltag schon länger nicht mehr habe, scheint ihn aber nicht zu stören. Im Gegenteil: »Ich brauche immer relativ viel Veränderung. Es ist ziemlich gut, wenn jeden Tag etwas anderes zu machen ist«, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.

Ein Hype ward geboren

Man kann sehr schnell mal vergessen, dass Lou Asril eigentlich noch recht jung ist. Das ging einem schon beim Erscheinen seiner Debütsingle »Divine Goldmine« so, mit der er ziemlich umgehend zu überraschen wusste. »I love it when your body shakes to the beat«, raunt er darin in tiefer Stimmlage ins Mikrofon. Diese soulige Stimme, dieser erwachsene Sound – das sollte die Musik eines gerade mal 19 Jahre alten jungen Mannes sein? Jedweder aufkommende Hype erschien berechtigt und manifestierte sich in über 200.000 YouTube-Klicks (Stand Februar 2020) für das simple wie effektive Video, das sein Gesicht in Sinéad-O’Connor-Manier fast ausschließlich als Großaufnahme in verschiedenfarbigem Licht zeigt, sowie in einer FM4-Chartsplatzierung, schlussendlich gar ein dritter Platz in deren Jahrescharts 2019.

Warum, glaubt er selbst, ist er derart in die österreichische Musikszene eingeschlagen? Wie erklärt sich Lou Asril seinen Erfolg? Er tut es nicht. »Es gibt keinen Grund, warum ich mir jetzt die Vergangenheit erklären muss, wenn ich auch einfach weitermachen kann«, sagt er. Und so scheint sein Blick eigentlich immer weiter nach vorne gerichtet auf das, was er als nächstes plant.

Die Liste, was er so alles macht, ist dabei schon jetzt ziemlich lang. Auf einen Auftritt bei den letztjährigen Amadeus Austrian Music Awards folgt ein Set auf der Seebühne des Popfests. Den gut besuchten Gig hält er in besonderer Erinnerung: »Dadurch, dass wir die Energy vom Publikum und die Neugier gespürt haben, war es für uns umso mehr besonders. Wir sind einfach fokussiert auf die Bühne gegangen und haben gesagt: Wir machen jetzt das Geilste daraus. Und dann war’s voll geil.« Er fängt an zu lachen.

Musik! Kein Plan B

Mit Musik ist Lou Asril schon früh in Berührung gekommen. Als Kind schreibt er Popsongs mit illustren Namen wie »Summer Sunshine«. Seine Eltern sind beide klassische MusikerInnen und sie waren es auch, die ihn von Anfang an in seinen musikalischen Bestrebungen unterstützt haben, aber auch darauf hinwiesen, dass es gut sein könnte, einen Plan B zu haben, falls es mit der Musik nichts wird. Den hat Lou Asril aber nicht: »Sonst fange ich halt an zu kellnern. Aber: It’s the only plan.«

Für unser Fotoshooting wurde Lou Asril vom Wiener Concept Store Park ausgestattet (Hose von Ann Demeulemeester, Jacke von Ader Error). © Anna Breit

Lou Asril besuchte am Bundesober­stufen­realgymnasium Linz den Zweig für Popular- und Computermusik und war dort Mitbegründer einer Band. Angefangen hat das – ziemlich klassisch – mit einem Coverprogramm, das zum Beispiel auf Hochzeiten gespielt wurde, um damit erstes Geld zu verdienen. Mit der Zeit wurde dann aber auch eigene Musik geschrieben. Auch in Lous persönlicher musikalischer Weiterbildung geht es voran. Mit 17 gewinnt er den Joe-Zawinul-Award, einen Nachwuchspreis, der es ihm ermöglicht, in Musikstudios in Los Angeles seinen Horizont zu erweitern. Wie betrachtet Lou selbst seine musikalische Ausbildung? »Natürlich hat mir das BORG und Unterricht generell viel weitergeholfen, auch zum besseren Verstehen. Wirklich gelernt habe ich aber durchs Musikmachen, würde ich sagen. Das andere war eine Hilfestellung, um den Sachen besser auf den Grund zu gehen«.

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