Record Store Interviews Pt.2: Inandout

Anlässlich des Record Store Days, der heuer am 21. April begangen wird, haben wir die Vertreter dreier heimischer Plattenläden zum E-Mail-Interview gebeten. Im zweiten Teil der Reihe beantwortet Niko Zagler von Inandout Records in Graz unsere Fragen.

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Wofür steht der Record Store Day für dich? Was kann er leisten und was hat er schon geleistet?

Der Record Store Day steht für mich dafür, Plattenläden und die dort verkauften Tonträger wieder in Erinnerung zu rufen. Dieser Tag kann durch die mediale Aufmerksamkeit aufzeigen, dass es immer noch Vinyl gibt – vor allem auch neues Vinyl, also Reissues und Neuerscheinungen – und dass die LP alles andere als tot ist.

Früher galt der Plattenladen häufig als Ort für hochnäsige Sektierer und Nerds. Hat sich das geändert? Welche Rolle spielen Plattengeschäfte heutzutage?

Ein Plattenladen ist heutzutage ein eigener Mikrokosmos – so wie er es allerdings schon immer war, wenn er gut geführt wurde. Es gibt sowohl die Nerds als auch die Sektierer noch immer. Was mir aber sehr wichtig ist, sind junge Leute, die wieder Vinyl kaufen. Bei uns im Shop sind die jüngsten Kunden 14 Jahre alt. Es ist schön zu sehen dass nicht alle sich mit einem MP3 zufrieden geben, es ist mittlerweile cool geworden, wieder Platten zu kaufen, da es für viele ein nicht alltägliches Medium ist.

Bei mir im Shop, und ich denke auch in vielen anderen Vinyl-Stores, sind die Kommunikation und der Austausch über Musik extrem wichtig – für viele Kunden und für mich auch. Das ist einer der Gründe, warum ich meinen Job liebe.

Hat sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Jahren auch für euch verschärft oder habt ihr es als Spezialist ohnehin eher mit Liebhabern und Sammlern zu tun, deren Nachfrage durch digitale Alternativen nicht so stark beeinträchtigt wird?

Natürlich spürt man die wirtschaftliche Lage und es war nicht immer einfach, allerdings haben wir uns durch treue Kunden, die die Atmosphäre und Vorteile eines Plattenladens gegenüber dem Internet zu schätzen wissen, gut gehalten. Für viele Sammler und Liebhaber wird der Gang in einen Plattenladen durch nichts zu ersetzen sein, auch wenn der Geldbeutel mal weniger hergibt.

Lässt sich ein Trend erkennen, was die Tonträgerformate betrifft – Stichwort „Renaissance des Vinyl“? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Reissues im Vergleich zu neuen Releases? Ist die CD tot? Haben sich inkludierte Download-Codes beim Vinylkauf bewehrt?

Für uns ist der Vinyl-Second-Hand-Sektor noch immer eines der stärksten Standbeine neben neuen Releases. Allerdings ist die Nachfrage nach Reissues auch immer größer geworden, sie erfreuen sich auf Grund der qualitativ hochwertigen Aufmachung und Tonqualität immer größerer Beliebtheit. Da viele Sammlerstücke kaum mehr zu erschwinglichen Preisen zu haben sind und der Vinylmarkt stark wächst, werden die Reissues in Zukunft sicher einen bedeutenden Stellenwert einnehmen.

Die CD ist tot? Nicht ganz! Ich glaube, auch im CD-Bereich gibt es einen Trend zu Limited Editions und Box-Sets, denn auch in diesem Sektor gibt es viele Sammler, die die CD nicht so schnell sterben lassen. Meiner Meinung nach wird die CD sicher noch mindestens zehn Jahre unter uns weilen, schließlich gibt es viele Leute, die weder mit Computern noch mit MP3-Playern zu tun haben und somit definitiv nicht auf Downloads zurückgreifen werden.

Die Download-Codes zu den Vinyl-Releases haben sich meiner Meinung nach nur bedingt bewehrt – größeren Anklang fanden da schon die Releases mit der beiliegenden CD. Das bringt auch viele wieder zurück zum Vinyl, weil die CD- und Vinyl-Releases kaum mehr Preisunterschiede aufweisen. Viele Kunden kommen zu mir in den Shop und sagen: „Ich hätte lieber das Vinyl mit CD. Dann habe ich beides und ich werde meinen Plattenspieler wieder reanimieren.“ That’s the way to go – auf diese Weise werden auch wieder neue Vinyl-Kunden angelockt. Unterm Strich wird die CD aber sicher vor dem Vinyl sterben, sollte es jemals soweit kommen.


Vor allem die speziellen Releases anlässlich des Record Store Days locken viele Kunden in die Läden. Wie werden diese international zugeteilt und weißt du schon, welche Releases ihr heuer anbieten könnt?

Leider habe ich noch keine genaue Liste der Releases, die wir bekommen werden, aber ich kann versprechen, es wird ein bunt gemischtes Programm und wir bemühen uns so viele Releases wie möglich anzubieten.

Was passiert bei euch rund um den Record Store Day sonst noch? Gibt es eine regionale Zusammenarbeit mit anderen Läden, um das Thema zu forcieren? Habt ihr selbst spezielle Aktivitäten zum Record Store Day geplant?

Bei uns wird der Record Store Day mit Live-Gigs in unserer Auslage zelebriert. Wir haben wieder zahlreiche lokale Bands gefunden, die ihr musikalisches Talent zum Besten geben werden.

Hier das Line-up:

10:30 Facelift

11:30 On Cloud

12:30 Sajoti

13:30 Tiny Terrorists

14:30 My Wicked Wicked Ways

15:30 Jigsaw Beggars

16:30 Feel

Neben den Auslagenkonzerten werden wir spezielle Vinyl- & CD-Offers bieten und unsere Gäste – so lange der Vorrat reicht – mit Snacks und Freigetränken versorgen.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Wird es in 25 bzw. 50 Jahren noch Plattenläden geben oder hat sich der Handel mit physischen Tonträgern bis dahin in der digitalen Wolke aufgelöst?

Ich glaube daran, dass es immer Menschen geben wird, die den Klang von Vinyl und das Cover einer LP zu schätzen wissen. Die Renaissance des Vinyl, die gerade stattfindet, wird dazu beitragen, dass es die gute alte LP sicher noch für einige Jahrzehnte geben wird. Nicht vergessen: Die Welt ist eine Scheibe und aus Vinyl – und sie dreht sich und dreht sich und dreht sich …

Über den Record Store Day

2007 in den USA ins Leben gerufen, soll der Record Store Day die Aufmerksamkeit auf unabhängige Plattenläden lenken und deren Bedeutung als Ort des kulturellen und sozialen Austauschs ins Bewusstsein rufen – und natürlich auch feiern. Unterstützung kommt von vielen kleinen und großen Labels und Künstlern, die mit speziellen, streng limitierten Veröffentlichungen sowie Instore-Gigs einen besonderen Anreiz bieten, anlässlich des Record Store Days in einem der mehr als 1.700 teilnehmenden Plattenläden in der ganzen Welt vorbeizuschauen.

In Österreich sind mit dabei:

Di Marcos High Fidelity, Klagenfurt

Downtown Sound, Innsbruck

Dux Records, Graz

Ein:Klang, Graz

Inandout Records, Graz

Musikladen, Salzburg

Rave Up Records, Wien

Recordbag, Wien

Substance, Wien

Tongues, Wien

Nähere Informationen sind in den einzelnen Läden sowie unter recordstoreday.com bzw. recordstoredaygermany.de erhältlich.

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