50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?
35. Ludwig Hirsch »Komm großer schwarzer Vogel« (1979)
Vielleicht der größte aller Geschichtenerzähler, ein Poet vor dem Herrgott und ein Meister der dunklen Künste, ein einfacher Mann aus St. Magdalena, wo die Menschen so kalt sind wie der Reif auf den Äckern der Einsamkeit. Das bekannteste Beispiel seines gar himmlisch düsteren Schaffens, das auch wegen akuter Suizidgefahr auf Ö3 nur vor 22 Uhr gespielt werden durfte, sollte ihm zu nationalem, gar ehrfurchtgebietendem Ruhm verhelfen und ihn auch in seiner eigenen, echten kalten Stunde überkommen. (do)
34. Helmut Qualtinger »Der Halbwilde« (1957)
Jugendkultur im österreichischen Mainstream der 1950er? Der Bronner und der Qualtinger, die Wilden, die denken an alles. Die Erzählung eines Kinobesuchs des Klassikers »The Wild One« mit Marlon Brando, der nicht nur in den USA das popkulturelle Phänomen der »Rocker« oder auch »Halbstarken« zumindest halbwegs gesellschaftsfähig und damit irgendwie auch den Rock ’n’ Roll möglich machte, konterkarierte die aufkeimende heimische Szene und setzte ihr doch gleichzeitig auch ein ironisches Denkmal. (do)
33. Hans Orsolics »Mei potschertes Leb’n« (1986)
Die Kulthymne für alle vom Leben Gestraften passt zu Hans Orsolics wie die Faust aufs Auge. Der ehemalige Profiboxer war Weltranglisten-Erster und hat dann – ja, valuan, wie nur einer verlieren kann. Niederlage folgt auf Niederlage, Schulden häufen sich an, er sitzt wiederholt im Gefängnis, der Alkohol tut ein Übriges. Nach einer ORF-Doku stellt ihm der Liedermacher Charly Kriechbaum die nun legendäre Nummer zur Verfügung, die sich sieben Wochen an der Spitze der Charts hält. Hier Platz 33, aber in Wahrheit der Sieger der Herzen. (ae)
32. Kurt Sowinetz »Alle Menschen san ma zwider« (1972)
Dass alle Menschen Brüder werden, glaubst ja selber nicht. Dafür ist das gepflegte In-die-Gosch’n-Hau’n(-Woll’n) ja eine Kulturform, der sich der gemeine Wiener zu gerne annimmt. Ein gar legendäres Lied davon singt auch der Volksschauspieler Kurt Sowinetz – nur bei »uns« haben ja häufig die Fachfremden die größten Hits – mit diesem schier unglaublichen und fast schon ungeheuerlich dem Pop-Sinne widersprechenden Potpourri aus bühnenhafter Rezitation, klassischen Zitaten und Flegeleien. (do)
31. Maria Bill »I mecht landen« (1983)
Ja, sogar für Exil-Schweizerinnen gibt es diese dem heimischen Pop so immanente Verwebung von Schauspiel und Gesang. Und auch für die Bill war der Ausflug ins Musikalische ein Triumph: Angefixt durch die Rolle der Piaf auf der Bühne, war schnell der erste Hit geschrieben: »I mecht landen« ist eine Power-Ballade, kitschfreier und poetischer Schlager, eine ideale Schlussnummer für lauwarme Rotweinnächte. (do)
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