Bei all dem Revival der frühen 80er, das wir in den letzten drei bis vier Jahren erduldet haben, kam wohl ein Aspekt zu kurz, nämlich der zerebrale Exzess jener von herrlich prätentiösen Manifesten geprägten Pop-Periode. Sicher, die in zackig schrubbeligen Songs wie „Numerology (aka Numbers)“ zelebrierte zahlensymbolische Obsession dieser als Hedi Slimanes jüngste Dior-Zuckerpüppchen aus der Obskurität gefischten Band aus der trostlosen Seestadt Southend macht noch keine intellektuelle Offenbarung.
Kategorie: Musik & Club
Pop Ambient 2008
Dem Alltagsstress zu entfliehen, das gelingt an zwei Orten am besten: im Club und zu Hause. Für letzteren Rahmen stellt das Kölner Elektronik-Label Kompakt nun schon seit acht Jahren bislang unveröffentliche Ambient-Tracks seiner Künstler zusammen. Neben den üblichen Kompakt-Verdächtigen wie DJ Koze, Triola (The Modernist) oder Thomas Fehlmann begeistern Newcomer wie The Field und Popnoname […]
Kasatchok Superstar
Wladimir Kaminer mit seiner „Russendisko“ ist schuld. Ebenso wie Stermann & Grissemann, die Russkaja jede Woche als Showband ihrer TV-Sendung präsentieren. Doch Popularität kannte die multinationale Truppe mit russischen Wurzeln dank ihrer Liveshows schon vorher. Das gesamte Phänomen rund um Ost-Sounds und Balkanpop genießt schließlich enorme Beliebtheit. Der Fanboden für Russkajas Debüt „Kasatchok Superstar“ ist […]
In the Future
Exakt drei Jahre nach ihrem Erstlings-Knock-Out-Erfolg (einer der Rockplatten dieses Jahrzehnts) haut der kanadische Fünfer wieder ordentlich auf den Putz. Die bereits auf ihrer letzten Konzertreise vorgestellte erhöhte Epik brettert auch auf Konserve ziemlich unvermittelt daher. Tausend Teile sind ein Song, im Falle von „Bright Lights“ ganze 18 Minuten lang. Die Hauptingredienzien zwischen donnerndem Seventies […]
Shhh!
Das gute Buch empfiehlt das bildungsbürgerliche Feuilleton, The Good Library empfehlen sich mit ihrer bemerkenswerten CD quasi selbst. Beachtlich ist „Shhh!“ deshalb, weil es in treibendem Psychedelic-Gitarrenrock schwelgt, fern jeder Stoner-Fadesse. Psychedelic hat in der alkoholseligen Alpenrepublik ja keine Tradition. Diese läutet das Quintett nun mit schrammenden Riffs und kraftvollen Keyboards ein. Es frönt zwar […]
The Bees Made Honey in the …
Alter schützt also vor völlig sinnentleerten Plattentiteln nicht, schließlich gibt es diese Band jetzt schon seit fast 20 Jahren … Naja, zumindest kann man Earth nicht vorwerfen, sie würden sich wiederholen: Waren ihre jüngsten Veröffentlichungen noch geprägt von einem faszinierenden, großen, dunklen, bedrohlichen Landschaftsnichts, von fast theatralischem, teils erhabenem Country-Metal, so fahren sie hier mit […]
8 Diagrams
Das Ehrfurcht gebietende Anwesen des Haufens aus Staten Island steht nun seit gut 14 Jahren, die verbleibenden acht Mönche haben sich in ihren Kammern eingerichtet, an den Grundfesten wird nur wenig gerüttelt. Mastermind RZA hat wieder die rostigen Streicher-Samples aus dem Verlies geholt und Kung-Fu-Filme eingelegt. Der von den Clan-Mitgliedern Raekwon und Ghostface Killah geäußerte […]
We Look Back But We Look Good
Warum Sängerin Mirre M. am Cover des Debütalbums von Honolulu im Stewardessenkostüm steckt, während ihre beiden männlichen Mitmusiker in Mackeranzügen Richtung Flughafen eilen, sollte noch besprochen werden, musikalisch jedenfalls passt die Luftfahrtmetapher sehr gut. Denn Honolulu reisen leidenschaftlich gern – in die Vergangenheit und von Kontinent zu Kontinent. Das Album beinhaltet dementsprechend verschiedenste Eindrücke vom […]
DJ Kicks
Was für eine Hochzeit! „DJ Kicks“, die außerhalb einschlägiger Tanzkreise wohl bekannteste Mix – Compilation – Reihe, vermählt sich mit dem Berliner Produzentenduo und Meistergespann pushender Elektro-Klänge Booka Shade, das sich für dieses Mixtape durch seine umfangreiche Plattensammlung gewühlt hat. Und was die beiden da zu Tage fördern, hat Stil. Von Jugendreminiszenzen (Yazoo, Heaven 17) […]
Monsters & Silly Songs
Der Franzose Joakim nennt das lässige Label Tigersushi sein Eigen, jene sympathisch verdrehte Institution, die seit Jahren unzählige an der Schnittstelle von Elektro, House, Punk und Rock zu verortende musikalische Leckerbissen veröffentlicht. Die soeben mit dem umwerfenden und selbst betitelten Album debütierenden Poni Hoax gehören ebenso zum Tigersushi-Inventar wie die energetischen Elektropunk – Rabauken Panico. […]
Giant
Dass Herman Düne kein Mensch, sondern ein schwedisches Brüderpaar mit internationaler Unterstützung ist, hat sich mittlerweile schon recht weit herumgesprochen. Das heftige Touren, die Zustimmung John Peels, eine große Anzahl veröffentlichter und durchaus anständiger Tonträger – es gibt einige Gründe, warum man von denen schon mal was gehört haben könnte. Gekauft wurde von ihnen wohl […]
Friend Opportunity
Wie viel Deerhoof braucht der Mensch? Nach dem Abgang von Gitarrist Chris Cohen, der sich fortan um seine Band The Curtains kümmern will, ist die liebenswürdige Krachmacherbande aus San Francisco wieder in Triobesetzung unterwegs und knallt der Welt ihr mittlerweile neuntes Album vor den Latz. Selten lässt sich so fein exemplarisch wie beim Durchforsten und […]
Robbers and Cowards
Nach einigen sprühenden EPs und folgerichtiger Erregung auf MySpace begann das große Gerangel um die vier Kalifornier. Downtown Records, eine Tochter von Warner und US-Stall von Acts wie Art Brut oder Gnarls Barkley, machte letztlich das Rennen und brachte im Herbst des vergangenen Jahres das vorliegende Album, vorwiegend zusammengesetzt aus Tracks der erwähnten frühen EPs, […]
Some Loud Thunder
Der Jahreswechsel 2006 fiel ziemlich hysterisch aus. Die Arctic Monkeys und Arcade Fire spielten sich via Internet direkt in die Charts und als wäre es mit der neu entdeckten Lust am Indiekonsens damit nicht genug, kommen nur wenige Wochen später Clap Your Hands Say Yeah und verkaufen 300.000 Stück ihrer selbst betitelten LP – ganz […]
Alles verloren
Dass sich hinter dem den Wien-hype verballhornenden Pseudonym Binder & Krieglstein primär der Musiker Rainer Binder-Krieglstein verschanzt, dürfte mittlerweile bekannt sein. Dass der steirische Producer aber auch auf eine abwechslungsreiche Vergangenheit als Drummer der Avantgarde-Noisemetal-Combo Fetish 69, der verschwundenen Alternative-Hoffnung Sans Secours und des abseitigen Downbeat-Projekts Toxic Lounge hat, ist weniger geläufig. Doch genau diese […]
Songs for the Young at Heart
Nur ein Zyniker könnte dieser Platte etwas Böses wollen. Zwei Väter gewordene Tindersticks versammeln eine internationale All-Star-Riege, um dem willigen Indie-Connaisseur in der Kindheit lieb gewonnene Melodien, Texte und Lieder erneut zu unterbreiten. Wer nicht mit britischem Funk und Fernsehen aufgewachsen ist, wird das Ursprungsmaterial nicht unbedingt kennen, das tut der sympathischen Sammlung aber keinen […]
Foley Room
Nachdem Amon Tobin den Soundtrack für das Videospiel „Splinter Cell – Chaos Theory“ fertig gestellt hatte, zog er sich erst mal zurück und machte dabei eine folgenschwere Entdeckung, die so genannten „Foley Rooms“. In diesen werden diverse Geräusche für Filmproduktionen produziert. Das inspirierte den Meister der elektronischen Klänge derart, dass er sich kurzerhand mit einem […]
Drums and Guns
Verarbeitete und immer noch schwelende Traumata, Mörder, Biblisches: Low mögen nicht mehr ganz so leise treten wie einst, die Inhalte sind aber die gleichen geblieben. Sonst haben sich in den letzten Jahren bei dem Trio aus Duluth, Minnesota nicht eben wenige Veränderungen ergeben. Dabei lautete die Devise immer, zwar zwei Schritte nach vor zu gehen, […]
Myths of the Near Future
Über diese Band muss wohl kaum noch etwas gesagt werden. Wer in den vergangenen Wochen nicht ganz blind und halbtaub durch die Popkultur gestolpert ist, dürfte mit ziemlicher Sicherheit über die Klaxons gefallen sein. Das Debütalbum der drei Herren bringt nun Überraschungen, Rave bekommt man hier nämlich noch weniger zu hören, als es ohnehin schon […]
Yours Truly, Angry Mob
Die beste Nachricht zuerst: Das zweite Album der fünf Freunde aus Leeds kommt ohne schmockige Headbanger-Schnulze aus. Beim Debüt „Employment“ aus 2005 war das mit „Oh My God“ noch anders. Überhaupt kann man feststellen, dass diese Platte vergleichsweise gut geraten ist. Gereicht wird klassischer Britpop, teils geisterhaftes Erbmasse-Surrogat der Marken Supergrass und Blur, jedenfalls aber […]