AustroTOP – Die 100 wichtigsten österreichischen Popsongs

50 Jahre läutet Marianne Mendts »Glock’n« nun schon 24 Stunden am Tag. Circa 438.000 Stunden sind das hochgerechnet bis heute. Gefühlt genauso viele Songs sind seither in Österreich geschrieben und produziert worden. Österreichischer Pop hat viele Gesichter und Geschichten – welche davon sind die wichtigsten?

50. Marika Lichter »Adieu« (1968)

Die Tochter von zwei Holocaust-Überlebenden ist 20 Jahre alt, als »Adieu« erscheint. Im Hotel Intercontinental empfängt sie ihr Manager im weißen Bademantel, wirft sie aufs Bett, will sie vergewaltigen. Sie rennt. Und startet eine Jahrzehnte dauernde Karriere als Schauspielerin und Sängerin, wird außerdem Erste bei »Dancing Stars«. 2017 erhält sie das Goldene Verdienstkreuz der Republik. »Adieu« handelt von der Brutalität der Liebe. Es ist der beste Beitrag für den Grand Prix Eurovision de la Chanson, der dort niemals gesungen wurde. (sn)


49. Bonez MC & Raf Camora feat. Maxwell »Ohne mein Team« (2016)

Raf definiert den Sound der späten 10er nicht nur in Österreich, sondern im ganzen deutschen Sprachraum. Er dominiert Charts, Clubs, Autos und Youtube. Dafür musste er auswandern, ein eigenes Label gründen und daheim lange verkannt bleiben. Im richtigen Moment kollaboriert er mit Bonez von 187 Strassenbande. »Ohne mein Team« ist vielleicht noch ikonischer als »Palmen aus Plastik«, es ist der Song für die Suche – aus kleinen Verhältnissen kommend – nach dem großen Glück. In einer jüngeren Redaktion wäre der Song selbstverständlich Top 5. (sn)


48. Willi Warma »Stahlstadt-Kinder« (1981)

Willi Warma waren die Posterboys des österreichischen Undergrounds. Eine Schülerband, die mit importierten Platten aus dem UK einen gewissen Informationsvorsprung ausnutzt, um die Punk- und Pop-Szene in Österreich gehörig zu unterwandern. Als Live-Phänomen spielen sich die vier Linzer den Weg zu Jugendlichen im ganzen Land frei. Spätestens »Stahlstadt-Kinder« zementiert das Image der Band als Sexsymbole ihrer Generation. Etwas, das einer österreichischen Band erst wieder im neuen Jahrtausend glücken wird (siehe Platz 2). (tz)


47. Schmieds Puls »Superior (Fuck You)« (2018)

»Superior (Fuck You)« ist die Ausnahme im Werk von Mira Lu Kovacs und gleichzeitig auch ihre Bestätigung. Ausnahme, weil Schmieds Puls sonst eher behutsam und höflich klingen. Bestätigung, weil alles, was davor war, hierhin führt. Die Powerchords mit den fetten Verzerrern sind ein Befreiungsschlag, die bisher unterdrückte Wut war berechtigt, die Lyrics stellen klar: Hier wird sich nicht mehr entschuldigt. Abseits von Schmieds Puls hat Kovacs ihre Hände auch bei den Supergroups 5K HD (siehe auch Platz 75) und My Ugly Clementine im Spiel. (ae)


46. DÖF »Codo« (1983)

»Die 80er-Jahre waren deprimierend, eng und schwierig«, sagte Inga Humpe 2011 in einem Interview, angesprochen auf ihre Zeit als Sängerin der Band Deutsch-Österreichisches Feingefühl. Deprimierend ist auch das dystopische Hass-Szenario, das der namensgebenden Codo im Song revolutioniert. Mit »Codo« gelingt dem Quartett aus den Humpe-Schwestern (die später unabhängig voneinander 2Raumwohung und Ich + Ich gründen werden) und den Österreichern Joesi Prokopetz und Manfred O. Tauchen einer der größten NDW-Hits. (tz)

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