Animation hat den Dokumentarfilm von der Bürde befreit, eine vermeintlich objektive Abbildung der Wirklichkeit sein zu müssen. Eine aktuelle Auswahl der fantasievollen, eigenwilligen und subjektiven Blicke der »AniDocs« wird Ende April beim Crossing Europe Filmfestival in Linz zu sehen sein.
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Der Sheriff mit dem Roten Stern
Wo Winnetous ostdeutscher Blutsbruder wohnt: Das Linzer Filmfestival Crossing Europe zeigt sowjetische und osteuropäische »Red Westerns«.
Romuald Karmakar
Zwei Sachbücher sind in diesem Jahr über den kontroversiellen – meint in diesem Fall: politisch radikalen – Filmemacher Romuald Karmakar erschienen, doch nur von einem dieser Bücher soll hier die Rede sein: von der großteils von Olaf Möller verfassten Filmmuseums-Monographie, die keiner weiteren Ergänzung mehr bedarf.
VISIONary
„Contemporary Short Documentaries and Experimental Films from Austria“ lautet der alles beschreibende Untertitel dieser neuen Doppel-DVD aus dem Hause Sixpack.
Whatever Works
Woody Allen scheint seine Europe-Rundreise endlich beendet zu haben (die Trilogie aus der Alten Welt – „Scoop“, „Cassandra‘s Dream“, „Vicky Christina Barcelona“ – blieb an den Kinokassen zurecht erfolglos) und ist auf New Yorker Terrain zurückgekehrt, wo er noch immer die besten Geschichten zu erzählen weiß.
Un conte de Noël
Familienzusammenkünfte zu Weihnachten sind alle Jahre wieder auch auf der Leinwand unumgänglich. Dass dies weder in einer Komödie enden muss (zuletzt: „Four Christmases“, „Fred Claus“), noch in der hundertsten Neuverfilmung von Dickens „A Christmas Carol“ (in diesem Jahr als Animation von Robert Zemeckis) zeigt der französische 150-Minüter „Un conte de Noël“.
Vaterspiel
Eine sozialdemokratische Familie in den 90ern, die nicht nur aufgrund der politischen Laufbahn des Vaters auseinanderzubrechen droht, eine jüdische Familie im Litauen der 40er Jahre, die beinahe vollständig vernichtet wurde und die Familie eines nationalsozialistischen Täters, die in die USA geflüchtet ist – das sind die Grundpfeiler einer österreichischen Geschichte, mit der wir bis heute nicht immer umzugehen wissen. Was Haslinger in sprunghaften Erzählsträngen zu einem Roman gebündelt hat, breitet Glawogger nun in Fragmenten, jedoch großflächig zu einem Spielfilm aus. Dies ist keine detailgetreue Literaturverfilmung, sondern das Denken derselben (eben österreichischen) Geschichte aus einer anderen Richtung und in anderen Bildern.
Verblendung
Was diesen Krimi auszeichnet, ist seine Klugheit in Fragen von Ethik und Recht sowie seine Gelassenheit, wenn im konsequenten Weiterspinnen dieser Fragen die Geschichte mittendrin ihre Erzählperspektive wechselt. Mikael Blomkvist, Aufdeckungsjournalist bei einer linken Stockholmer Zeitung, erhält eines Tages den privaten Auftrag eines alternden Großindustriellen, im Kreis dessen faschistischer Familie nach dem Schuldigen im Jahrzehnte zurückliegenden Fall um das Verschwinden seiner Enkelin zu suchen.
Little Alien
Zwei Jahre lang hat Nina Kusturica jugendliche Flüchtlinge aus Afrika und Zentralasien nach ihrer Ankunft in Österreich begleitet – wobei es zu den Stärken von „Little Alien“ zählt, dass dieses Begleiten nicht bloßes Dokumentieren mit einer Kamera ist, sondern sich durch die Präsenz einer interessierten, mitfühlenden und weiterdenkenden Regisseurin auszeichnet.
Gurbet
Regisseur Kenan Kiliç wurde Anfang der 60er Jahre in der Türkei geboren und kam als 20jähriger nach Österreich. Über seine Arbeit für die ORF-Sendung „Heimat, fremde Heimat“ gelangte er zum Film, um nun mit „Gurbet – In der Fremde“ von jenen türkischen Gastarbeitern zu erzählen, die vor 40 Jahren mit Blumen in Österreich empfangen wurden, deren unveränderter Status als „Gast“ jedoch mittlerweile als fragwürdig bezeichnet werden muss.
Home
Ein umgekehrtes Road Movie will sie erzählen, so die Schweizer Regisseurin Ursula Meier über ihren ersten Langfilm, und dafür konnte sie auch gleich das hervorragende Schauspieler-Duo Isabelle Huppert und Olivier Gourmet gewinnen, die als Eltern von drei Kindern bis zur letzten Konsequenz ihr selbsterschaffenes Paradies aufrecht erhalten wollen:
Das weiße Band
„Eine deutsche Kindergeschichte“ nennt Michael Haneke seinen neuesten Film, den er kurz vor dem Ersten Weltkrieg in einem protestantischen Dorf ansiedelt und der nichts von jener unschuldigen Harmlosigkeit hat, die der Untertitel behaupten möchte.
Ricky
Ein Vorort von Paris. Menschen strömen in die Fabrik. Fließbandarbeit. Routine.
Wir sind alle erwachsen
Jeanne ist für ihre 17 Jahre ziemlich schüchtern, worüber ihr alleinerziehender Vater, ein charmant-verklemmter Bibliothekar, nicht unfroh ist.
Outsourced
Vermutlich wäre der Film nicht unspannend, wäre er vor sieben Jahren in die Kinos gekommen.
Apichatpong Weerasethakul
Mit fünf Langspielfilmen (nebst über 30 Kurzfilmen, Videos und Installationen) hat der thailändische Jung-Regisseur Apichatpong Weerasethakul seit dem Jahr 2000 die Leinwand verzaubert.
Inside Hollywood
Als 1998 „Wag The Dog“ in die Kinos kam, erhielt die Geschichte um einen Film-Produzenten und einen PR-Experten, die für die Medien einen Krieg zwischen den USA und Albanien erfinden, um die Bevölkerung vom Sex-Skandal ihres Präsidenten abzulenken, nicht nur durch die sich zeitgleich ereignende Lewinsky-Affäre ihre Brisanz.
Wendy And Lucy
Wendy ist eine junge Frau, unterwegs von Indiana nach Alaska, auf der Suche nach Arbeit, Lucy ihre Golden Retriever-Hündin und einzige Gefährtin auf dem Road-Trip quer durch Amerika.
Animation Films
Die 1919 geborene österreichische Künstlerin Maria Lassnig blickt auf vielschichtige und variantenreiche Schaffensphasen zurück.
Ein Geheimnis
Der siebenjährige François wächst kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris auf. Vom Schrecken der vorangegangenen Jahre scheint nichts mehr übrig zu sein und so erträumt sich der Junge das Leben von Eltern und Nachbarn als nicht enden wollendes Märchen voller Glück und Fröhlichkeit.