Wien hat Sex

Das Wien Museum widmet sich Sex in Wien. Lust. Kontrolle. Ungehorsam dem Zusammenhang von Urbanität und Sexualität. Wir haben vorab einige Bilder aus der Ausstellung für euch.

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Sex und Stadt. Wer bei diesen zwei Begriffen nicht zumindest kurz an Sex and the City denkt, der werfe den ersten Stein (= schreibe den ersten Kommentar auf Facebook). Mit der US-Serie hat die Ausstellung Sex in Wien im Wien Museum zwar nichts zu tun, dennoch hat auch sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Beziehung von Urbanität und Sexualität zu erforschen. Diese sei ebenso lustvoll wie anstößig, da sich durch den Prozess der Urbanisierung neue Darstellungen, Formen und Bewertungen von Sex ergeben haben, so das Wien Museum. Die Stadt an sich ist ja immer Sehnsuchtsort und ermöglicht vielen Menschen einen Neuanfang – oder die zumindest die Hoffnung darauf. Sie versprach früher (und in gewissermaßen auch noch heute) Anonymität und Flucht vor sozialer Kontrolle, gleichzeitig wurden aber neue Möglichkeiten geschaffen, Sexualität zu überwachen, disziplinieren und kategorisieren.

Wien als Wegbereiter

Dass das Thema Sexualität ein komplexes ist, spiegelt sich auch in den Themen der Ausstellung wider. Anhand vieler Beispiele vom 19. Jahrhundert bis heute erfährt das Publikum Antworten auf Fragen wie: Wer durfte wen ansehen und ansprechen? Welche Arten von sexuellem Begehren konnten offen ausgelebt werden, welche nicht? Und welche Konsequenzen musste man fürchten, wenn man dabei erwischt wurde?

Die Idee zur Ausstellung hatte der Direktor des Wien Museums, Matti Bunzl, selbst. Als Kulturanthropologe forscht er unter anderem zur Geschichte der Homosexualität in Wien. Seiner Meinung nach sei es kein Zufall, dass Sigmund Freud seine Theorien gerade in Wien entwickelt habe. Dazu Bunzl weiter. „Die Stadt war ein Wegbereiter des modernen Verständnis von Sexualität. So war der Schöpfer des Begriffs ‚homosexuell‘, der österreichisch-ungarische Schriftsteller Karl Maria Kertbeny, ein geborener Wiener; so arbeitete der Psychiater Richard von Krafft-Ebing – Autor der bahnbrechenden Psychopathia sexualis (1886), des ersten Versuchs einer systematischen Erfassung der damals als Sexualpathologien verstandenen Spielarten menschlicher Sexualität – in der Stadt.“ Dem Wien Museum gehe es dabei um die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses zentralen Themas.

550 Ausstellungsobjekte

Unter den zahlreichen Ausstellungsobjekten befinden sich etwa ein bisher unveröffentlichter Brief von Sigmund Freud, historische Verhütungsmittel, Dokumente aus Polizei-Archiven, Filme (wie etwa Ekstase von Gustav Machatý) oder die Arbeitstasche einer Sexarbeiterin. Einige Teile der Ausstellung sind nur für über 18-jährige BesucherInnen zugänglich. Sex in Wien gliedert sich dabei in drei Abschnitte: „Vor dem Sex“, „Beim Sex“ und „Nach dem Sex“. Im ersten Abschnitt erfährt man unter anderem, dass es lange Zeit nur die Männer waren, die Frauen ansprechen durften. Im zweiten Abschnitt werden etwa normative Vorgaben von Kirche, Staat und Wissenschaft behandelt. In diesem Teil der Ausstellung stehen mitunter Sexarbeiterinnen im Fokus. Der dritte Teil setzt sich unter anderem mit Geschlechtskrankheiten auseinander.

 

Sex in Wien. Lust. Kontrolle. Ungehorsam ist von 15.09.2016 bis 22.01.2017 im Wien Museum zu sehen.

Bild(er) © Filmarchiv Austria, Wien
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