»Noch ist es nicht vorbei« – Plattenläden und die Corona-Krise

Diesen Samstag hätte eigentlich wieder der Record Store Day gefeiert werden sollen. Anstatt sich mit zahllosen anderen – alle angetrieben von einem Faible für kleine Plattenläden und/oder einem ausgeprägten Vinylfetisch – auf der Suche nach den begehrten RSD-Releases durch die Regalreihen zu drängeln, freuen wir uns in Corona-Zeiten schon, dass heimische Geschäfte seit Dienstag überhaupt wieder offen haben dürfen. Wie sich das Virus und die Einschränkungen, die es uns brachte, bislang auf sie ausgewirkt hat, erzählen uns LadenbetreiberInnen aus ganz Österreich.

Schallter, Walter Gröbchen

Westbahnstraße 13, 1070 Wien, www.schallter.at

Wie ist es deinem/eurem Plattenladen in den letzten Wochen ergangen? Ist es gelungen, den Umsatzentgang durch Online-Bestellungen halbwegs abzufedern?

Wir waren komplett off. Angestellte in Kurzarbeit oder entlassen (mit Wiedereinstellungsgarantie), Online-Handel ausgesetzt (um Diskussionen mit dem Vermieter zu vermeiden). Der größte Wermutstropfen der erzwungenen Schließung war der Entfall des Record Store Days, weil wir an diesem speziellen Tag einen kompletten Monsatsumsatz machen. Wir sind gespannt, ob es dann im Juni klappt.

Wie hat sich die Lage seit Dienstag entwickelt? War es einfach, die Auflagen, die ans Wiederaufsperren geknüpft sind (Maskenpflicht, 20 m² pro Kunde), umzusetzen?

Wir haben mit gemischten Gefühlen wieder aufgesperrt, aber es hat sich rasch eine neue Normalität ergeben. Die BesucherInnen des Plattenladens sind recht diszipliniert. Sie bringen meist Masken mit, wir halten auch welche bereit, ebenso Mittel zum Händewaschen. Mehr als drei, vier Kunden gleichzeitig sind selten im Laden – freilich sind 20 m² »Freiraum« eine hypothetische Richtgröße, weil man einander ja begegnet. Aber hier kommt der treffliche Begriff »Respektabstand« ins Spiel, er wird in der Regel respektiert und eingehalten.

Ist eine der Unterstützungsmaßnahmen aus dem Corona-Hilfspaket bei dir/euch angekommen? Sind die Maßnahmen ausreichend, um den Fortbestand deines/eures Ladens zu gewährleisten?

Wir haben als GmbH (noch) nicht um Hilfsmaßnahmen angesucht. Als Betreiber gab es für den Verdienstausfall eine Entschädigung aus dem Akut-Hilfsfonds, die aber nur als Überbrückung gewertet werden kann. Wir bemühen uns, den Laden wieder ins Laufen zu bringen – wird freilich letzten Endes von der Lust der PlattenkäuferInnen auf gute gebrauchte und pressfrische neue Musik abhängen. Bei uns selbst verspüren wir schon einen gewissen Hunger nach Kulturware – nach Klassikern und Neuentdeckungen.

Und zum Abschluss: Dein/euer Soundtrack für diese außergewöhnlichen Tage?

Ulrich Drechslers »Caramel« – aus unserem Blickwinkel das Jazzalbum des Jahres. Ein luzides Meisterwerk. Die Vinyl-Edition ist offiziell noch gar nicht erschienen (und kommt zum Record Store Day im Juni), aber für hartnäckige InteressentInnen halten wir unter der Budel schon ein paar Exemplare parat.

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