»Noch ist es nicht vorbei« – Plattenläden und die Corona-Krise

Diesen Samstag hätte eigentlich wieder der Record Store Day gefeiert werden sollen. Anstatt sich mit zahllosen anderen – alle angetrieben von einem Faible für kleine Plattenläden und/oder einem ausgeprägten Vinylfetisch – auf der Suche nach den begehrten RSD-Releases durch die Regalreihen zu drängeln, freuen wir uns in Corona-Zeiten schon, dass heimische Geschäfte seit Dienstag überhaupt wieder offen haben dürfen. Wie sich das Virus und die Einschränkungen, die es uns brachte, bislang auf sie ausgewirkt hat, erzählen uns LadenbetreiberInnen aus ganz Österreich.

© Adobe Stock

Sissysound, Holger van Dordrecht

Margaretenstraße 47/1/II, 1040 Wien, www.sissysound.com

Wie ist es deinem/eurem Plattenladen in den letzten Wochen ergangen? Ist es gelungen, den Umsatzentgang durch Online-Bestellungen halbwegs abzufedern?

Da Sissysound erst vor sechs Monaten eröffnet hat, viel Arbeit reingesteckt wurde und der Shop nun endlich repräsentabel dastand, war die Schließung ein herber Schlag. Wir haben auf Social Media eine Gutscheinaktion gestartet, die super angenommen wurde. Das Feedback hat mich sehr aufgebaut und gezeigt, wie viele Menschen nach so kurzer Zeit schon hinter dem Laden stehen. Obwohl es so manche Lieferschwierigkeit gab, hab ich weiter Bestellungen bearbeitet, und einen Fahrrad-Lieferservice gibt es jetzt auch: »Platten ohne Platten« bringt das Vinyl direkt vor die Haustür.

Wie hat sich die Lage seit Dienstag entwickelt? War es einfach, die Auflagen, die ans Wiederaufsperren geknüpft sind (Maskenpflicht, 20 m² pro Kunde), umzusetzen?

Die Kommunikation mit den maskierten KundInnen ist noch gewöhnungsbedürftig, aber es lief ganz gut und es war schön, zumindest die Augen meines musikbegeisterten Publikums wiederzusehen. Außer mir darf immer nur eine Person im Geschäft sein, es gilt also: a record room of one’s own mit exklusiver Betreuung bei der Musikauswahl!

Ist eine der Unterstützungsmaßnahmen aus dem Corona-Hilfspaket bei dir/euch angekommen? Sind die Maßnahmen ausreichend, um den Fortbestand deines/eures Ladens zu gewährleisten?

Ich habe als Einpersonenunternehmen 500 Euro vom Härtefallfonds erhalten. Es soll noch eine zweite Förderphase geben, aber ich rechne nicht mit viel mehr. Das sichert den Fortbestand des Unternehmens eher nicht. 

Und zum Abschluss: Dein/euer Soundtrack für diese außergewöhnlichen Tage?

Viel Ambientöses und Thematisches zur An- und Entspannung der Nerven: Eno Moebius Roedelius »After The Heat« (Sky, 1978), Midori Takada »Through The Looking Glass« (RCA Red Seal, 1983), Aphex Twin »…I Care Because You Do« (Warp, 1995), Carla Bley / Andy Sheppard / Steve Swallow »Life Goes On« (ECM, 2020) und Frederic Rzewski ‎plays Cornelius Cardew »We Sing For The Future & Thälmann Variations« (New Albion, 2001).

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