Der Gründer und Frontmann der US-Psych-Folk-Rocker Espers hat die elf Tracks für „The Hive“ selbst produziert und aufgenommen. Herausgekommen ist ein akustisches Drone-Album, das mit Stimme, Gitarre und Synth äußerst delikat experimentiert. Der düstere Einstieg mit „You Won’t Be The Same Ever Again” weicht bald der Atmosphäre entspannter Unterhaltung oder einem Spaziergang in der Dämmerung. […]
Kategorie: Musik & Club
Flexistik
El Gonzo mischt auf „Flexistik“ elf Tracks von zumeist Wiener Techno-Produzenten. Eine solide unterhaltsame Stunde lang macht er wieder einmal schmerzlich bewusst, wie sehr die lokale Minimal-Szene am internationalen Parkett nicht existiert. Partys schmeißen funktioniert ja tadellos und fast schon inflationär. Die Tracks dieses Silberlings sind immer wieder ansehnlich entworfen und geschliffen. Aber wo bitte […]
Huggable Dust
Wenn es die eine Geschichte über einen Künstler zu erzählen gibt, der noch dazu nicht immer Scheinwerferlicht im Gesicht und rot gefärbten Stoff unter den Füßen hat, dann ist es legitim, diese erneut zu erzählen. Marty Anderson hat Morbus Crohn. Er muss einen Haufen Medikamente zu sich nehmen, kann nicht touren. Nach 2005 gibt es […]
Cosa Astral
Unter dem Namen El Guincho und großem Blog-Geklatsche hat der Spanier Pablo Diaz – Reixa Anfang des Jahres ein Album veröffentlicht, das sich unter Zuhilfenahme von Sampler und aus allen Winkeln der Erde angewehten Materialien wie Calypso, Tropicalia, einer äthiopischen Steel – Drum – Band und allgemeinem Karibik – Flavour eine globusumspannende Partymusik mit ganz […]
Crystal Antlers EP
Leicht psychedelischen, stark in Richtung 70er gedeuteten Rock gibt’s von den Crystal Antlers auf ihrer ersten EP. Fährt angenehm und dicht und überrollt damit nicht nur einiges an möglichen Feinheiten, sondern letztlich auch alle Zweifel.
Freiheit
Nicht unspannend, wo Curse, der selbsternannte Philosoph und Moralist unter den Deutschrappern, mit „Freiheit“ nach drei Jahren Veröffentlichungspause angekommen ist. Stilistisch bewegt sich der große Storyteller wie eine stehende Welle. Trotz scheinbarer Bewegungslosigkeit gänzlich unstatisch. Mit Marius Müller-Westernhagen-Samples und einer Gästeliste mit Namen wie Nneka, Silbermond, Patrice oder Xavier Naidoo sorgt das Album gerade außerhalb der deutschen HipHop-Szene für Beachtung – innerhalb wird manchem die eine oder andere Ecke und Kante fehlen. Trotzdem ist das Album jenseits der 08/15-Skala der Spielzeit 2008. Der Status Curse wird zementiert – mit unbestrittenem Pop-Appeal lassen sich diesmal vielleicht neue Hörerschichten erschließen.
Cities And Girls
Myra Davies ist Kanadierin. Nicht aus Vancouver allerdings, oder Toronto, oder Montreal, sondern aus Banff, einem Kaff in den Rocky Mountains das in erster Linie ob seiner touristischen Anziehungskraft bekannt ist. Für ihr Debütalbum hat sie ihre Fühler über die Dorf-, Landes- und Kontinentgrenzen hinaus bis nach Deutschland gestreckt und sich Alexander Hacke geschnappt. Schon in der Vergangenheit konnte man ihre Fühler da finden, nämlich bei Gudrun Gut, mit der Myra Davies gemeinsam die Albenreihe „Miasma“ veröffentlicht hat. Jetzt aber zu „Cities And Girls“: elektronischer einfacher, aber sehr wirkungsvoller Sound, sprachgezeichnete Geschichtenbilder und ein spannendes Ergebnis, das nach aktivem Zuhören verlangt.
Hecho en Casa Part 1
Dieses Album ist eine Enttäuschung – zumindest für alle, die sich schon auf ihren wohlverdienten Winterschlaf gefreut haben! Wenn Afronaut („Bugz In The Attic“) und seine Amigos loslegen, bleibt kein Tanzbein eingeschlafen und keine Hüfte ungeschwungen. Hier trifft Londoner Broken Beat auf puertoricanische Musikkultur und alles, was wir uns unter lateinamerikanischer Tanzkunst so vorstellen, versucht verzweifelt, durch unsere eingerosteten Knochen herauszukommen. Afronaut zeigt mit „Hecho En Casa Part 1“ ein musikalisches Fotoalbum Puerto Ricos.
Another World
Diese EP soll einen Vorgeschmack auf das Anfang nächsten Jahres erscheinende Album „The Crying Light“ bieten. Wenn dieses nun auch nur annähernd so überzeugend wird wie die vorliegenden fünf Songs es sind, dann dürften sich abermals – wir erinnern uns an das Jahr 2005, an „I Am A Bird Now“ und an den britischen Mercury Music Prize – die Musikkritiken in Lobeshymnen ergeben. Zurecht, denn zu den üblichen melancholischen Klavierkompositionen gesellen sich musikalische Erweiterungen, die den Mikrokosmos von Antony (nachzuhören bei Hercules And Love Affair, Cocorosie u.a.) um notwendige Ebenen bereichern und somit auch den leeren Raum füllen, der das sehnsüchtige Warten auf 2009 mit sich bringt.
Gular Flutter
Die preisgekrönte Musikkünstlerin Bevin Kelley alias Blevin Blectum kommt aus einem sehr musikalischen Umfeld. Ihr Bruder ist der Disco-Pop-Zauberer Kelley Polar, der vielen durch seine Kollaborationen mit Metro Area ein Begriff sein dürfte. Ihr Cousin ist Gavin Russom, der mit Veröffentlichungen auf James Murphys DFA Label von sich Reden machte. Mit Kevin Blechdom (Chicks on Speed Records), mit dem sie übrigens nicht zu verwechseln ist, betreibt sie das Duo Blectum from Blechdom, das sogar bei der Ars Electronica 2001 in Linz mit einem Award bedacht wurde. Nun hat sie aber wieder ein neues Soloalbum gebastelt, das es in sich hat. An Klanginstallationen erinnernde experimentelle Sound-Konstrukte paaren sich hier mit gängigeren Patterns elektronischer Musik und innovativem Stimmeinsatz. Beim ersten Hören noch etwas schwer zugänglich, erschließt sich einem aber nach und nach die beeindruckende Komplexität und Tiefe dieser doch sehr mitreißenden Tracks. Schwere Kost mit einer gewissen Catchyness, die auf jeden Fall eure Aufmerksamkeit verdient hat.
Recordings 1969-1988
Wie viele Perlen elektronischer Musik schlummern in den Archiven berufstätiger Mütter, die samt Einfamilienhaus ein durch und durch bürgerliches Familienbild abgeben? Schwer zu sagen, aber vielleicht melden sich ja jetzt ein paar. Der Elektronik-Produzent Jan Jelinek hat per Zufall einen Schatz entdeckt und gehoben, der auch ohne der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte seinen Wert hätte. Zur Geschichte: Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin eines Pharmakonzerns mit Affinität zu Esoterik und Wilhelm Reich richtet sich im Einfamilienhaus ein Studio ein und bastelt am Synthesizer und 4-Spur-Aufnahmegerät Elektronik-Tracks fernab jeder Esoterik. Über die Jahre ist eine große Bandbreite an Stücken entstanden – teilweise bizarr, oft unterlegt mit schrägem Humor und Augenzwinkern, vor allem aber ausgezeichnet durch unbändige Experimentierfreude. Ursula Bogner ist 1994 verstorben. Jelinek hat bereits angekündigt, weiteres Material aus der Periode nach 1988 zu veröffentlichen. Nur her damit!
Photographs
Viele Bands bekommen keinen so homogenen Sound wie die auf „Photographs“ versammelten neun Remixer hin. Allesamt kommen sie aus dem Raum Chicago, wie auch das Quartett Colorlist, das für das Ausgangsmaterial verantwortlich ist. Neben anderen Großstädten und ausgesuchten Kommunen-Kaffs in Nordamerika ist Chicago von der Musik-Landkarte im letzten Jahrzehnt tendenziell verschwunden (HipHop ausgenommen). Doch der Jazz war immer schon stark in diesem Padawan. Hier ist Jazz mit der Zeit gegangen – nachzuhören bei diesen teils exzellenten Neuinterpretationen. Durch die Rekonstruktion im Rechner um Loops herum tendieren einige Remixe zum Ambient hin. Insgesamt ist „Photographs“ jedoch eine überzeugende Heranführung ans Jetzt geworden.
Hope, Glory, Mountain
Folk- und countryverliebte Hörnerven werden mit The Acorn kaum an Grenzen stoßen. Eine absolut breite, aber gleichzeitig einwandfrei klassische Instrumentalisierung verbiegt sich zur Freude der Herbst-Fanaten zu experimenteller Melancholie und Langatmigkeit. Erst treibend, dann wieder schleppend aber fröhlich, zu schnell und traurig. Ein artiger Ausflug durch ein Gestrüpp aus internationaler Folkore und akustischem Indie-Rock, nur dieses Mal direkt aus Kanada.
Godspeed On The Devil’s Thunder
Dani Filth und rasende Mannschaft zelebrieren wieder das große böse opulente Horror-Kino. Alles wie gehabt bei den Briten: Fetziger Black-Metal-Gothic-Thrash, abgedreht und mit grotesker Note versehen, bombastisch orchestriert, eine Stimmung wie in alten schwarz-weiß Gruselstreifen. Teilweise wirkt das Konzept schon ein wenig zu abgenutzt, es gibt anfangs Längen, aber insgesamt bleibt die Band ein Garant […]
More Songs From The Blue Bird Diaries
Die Vienna Songwirting Association und ihr Blue Bird-Festival schaffen es im tendenziell wertkonservativen Songwriter-Genre durch Substanz die Qualität hoch zu halten und damit auch das Interesse. Anlässlich des heurigen Festivals gibt es wieder eine feine, durchaus übervolle Doppel-CD, die als abzuarbeitende Liste von Musikempfehlungen interpretiert werden darf. Auf der ersten CD findet sich einfach gute […]
Famous When Dead 6
Ja muss es denn erst zu MP3 – Download – Verbrennungs – Happenings kommen? Und zu aufgebrachten Mobs, die vor den Clubs „Minimal Sucks!“ skandieren, damit sich in unseren Breiten die Produktionsstile wieder zu einem bunten Regenbogen auffächern? Gut, Playhouse hat jahrelang selbst für diesen top-reduzierten Sound gerackert – hat sich sein Recht darauf ersessen. […]
Amplified Presents Dirty Soul Electric
Im Londoner Club Amplified wagt man schon seit mehreren Jahren, eigenhändig eine Alternative Soul-Szene auf die Beine zu stellen. Alles was zwischen Broken Beats und R’n‘B nicht nach planmäßigem Kommerz riecht, kommt dort auf die Plattenteller. Die Atmosphäre vor Ort dürfte überaus herzlich und unverkrampft sein. Auf BBE beginnt die dreiteilige Reise durch die Amplified-Soundpalette […]
#50
Das Netlabel 12rec feiert seinen 50. Release mit einem Sampler, der die gesamte überraschende Bandbreite der bisherigen Veröffentlichungen abdeckt. Wer, wie ich, das Label in erster Linie über Post-Rock-Vertreter kennenlernte, bekommt hier mindestens soviel Pop, HipHop und verschiedene Zwischenformen, die allesamt wirklich herausragend ausgearbeitet und auf Tonträger gebannt sind. 17 Stücke großartige Musik.
Headworms
Eine Stimme wie Thom Yorke, Energien wie sie ansonsten von Broken Social Scene transportiert werden und Kompositionen wie sie The Album Leaf pflegen: Uzi & Ari haben es mit ihrem eigenständigen, kraftvollen dritten Album glücklicherweise nicht nötig, sich Vergleichen mit derartigen Größen wirklich stellen zu müssen. Verdichtet, unberechenbar und spannungsgeladen, ähnlich einer Gewitterwolke, bildet „Headworms“ […]
Auricle Bio O
Es klingt fast so, als würde die Verschmelzung von klassischer Musik und Techno gerade eine neue Blütezeit erleben. Nach eher obsoleten Versuchen in den 90ern scheint im Jahre 2008 plötzlich so etwas wie ein harmonischer Weg gefunden worden zu sein. Gerade eben legten Carl Craig und Moritz von Oswald ihre viel bejubelte Bearbeitung von Ravel […]